Die bedeutendste mexikanische Malerin
Wilde Rebellin, geballtes Energiebündel, tendenziöse Skandalnudel, mythische Legende, engagierte Frauenrechtlerin, Friedensaktivistin, überzeugte Kommunistin… Beschreibungen von Frida Kahlo treffen viele zu, doch ist sie vor allem die begabteste und bedeutendste mexikanische Malerin des 20. Jahrhunderts und nimmt in der lateinamerikanischen Kunstgeschichte eine einzigartige Stellung ein.
Wer ist Frida Kahlo?
Ihr Leben war gespickt mit tragischen Ereignissen und geprägt von körperlichen und seelischen Schmerzen. So lebensfroh Frida Kahlo auch war, der nächste Schicksalsschlag schien nicht lange auf sich zu warten. Ein wichtiger Faktor in ihrem Glück, wie gleichzeitig auch Ursprung ihrer Depressionen, war ihr Ehemann Diego Rivera, der renommierte mexikanische Kunstmaler. Die Achterbahn-Beziehung mit vielen Höhen und Tiefen begleiteten Frida ein Leben lang.
Kindheit und Jugend
Frida Kahlo kam am 6. Juli 1907 zur Welt, als Tochter eines deutschen Vaters und einer mexikanischen Mutter. Im Alter von 6 Jahren erlebte sie die erste schmerzliche Erfahrung, sie erkrankte an Kinderlähmung. Mit 18 Jahren erfolgte der nächste Schicksalsschlag, sie erlitt in einem öffentlichen Verkehrsmittel einen schweren Unfall mit dramatischen Verletzungen. Nach zahllosen Operationen war Frida monatelang im Gipskorsett ans Bett gefesselt. Das Unglück sollte ihr Leben grundlegend verändern. Ans Krankenbett gebunden brachte sie sich das Malen bei, um sich zu beschäftigen und die Ereignisse zu verarbeiten. Das Malen wurde zum Ventil für das schmerzgeplagte Leiden und die seelischen Verletzungen.
Diego Rivera
Diego Rivera gehörte zusammen mit José Clemente Orozco und David Alfaro Siqueiros zu den „Los Tres Grandes„, die grossen Drei der modernen mexikanischen Kunstgeschichte. Er erlangte Weltruhm mit seinen Wandbilder (Murales), welche er vor allem in Mexiko-Stadt, aber auch in den USA und Europa erstellte. Dabei thematisierte er hauptsächlich geschichtliche Ereignisse, jedoch auch kontroverse politische Inszenierungen. Einige seiner legendären und meist gelobten Kunstwerke des Muralismo, malte er im Palacio Nacional im Zentrum der mexikanischen Hauptstadt. 1928 lernte er die rund 20 Jahre jüngere Frida Kahlo kennen, welche ihn um die Beurteilung ihrer Bilder bat. Diego Rivera war begeistert – nicht nur von den Kunstwerken. Nach den Anfängen als romantische Affäre, heirateten die beiden Kunstgenies nur ein Jahr später. „Der Elefant und die Taube“ wurden der korpulente Diego und die zierliche Frida genannt.
Beziehung mit Diego Rivera
Diego Rivera war eine beeindruckende Persönlichkeit mit viel Lebenserfahrung aus seinen Reisen in die USA und nach Europa. Als redegewandter Charmeur, guter Unterhalter, politischer Aktivist und natürlich als herausragender Kunstmaler war er ein grosses Vorbild und zentrale Figur für die junge Frida. Doch seine Egozentrik und Rücksichtslosigkeit belasteten die Beziehung. Diese verlief turbulent – voller Liebe und Leidenschaft, jedoch auch Verrat und Affären. Diego betrog sie mit zahllosen anderen Frauen, unter anderem sogar mit ihrer jüngeren Schwester. Sie revanchierte sich ebenfalls mit Seitensprüngen, experimentierte mit Frauenliebschaften und eine Romanze mit Leo Trotzki, dem in Mexiko exilierten russischen Revolutionären, wird ihr nachgesagt. 1939 liess sie sich scheiden. Sie flüchtete sich in Alkohol und malte sich den psychischen Schmerz von der Seele. Doch Diego Rivera blieb eine wichtige Persönlichkeit in ihrem Leben. Nur ein Jahr nach ihrer Trennung heirateten die beiden Künstler erneut.
„In meinem Leben haben mich zwei Unfälle geprägt, der Verkehrsunfall und die Begegnung mit Diego Rivera“.
Frida Kahlo
Körperliche Leiden
Ein Leben lang spürte Frida Kahlo die Konsequenzen des tragischen Verkehrsunfalls als Teenager. Ab 1940 verschlechterte sich ihr gesundheitlicher Zustand. Sie musste sich etlichen Operationen unterziehen, unter anderem an der Wirbelsäule und Beinen. Lange Spitalaufenthalte mussten erduldet werden, teilweise war sie auf den Rollstuhl angewiesen. Mit speziellen Konstruktionen und Staffeleien konnte sie immerhin ihre Passion des Malens ausleben. Frida Kahlo starb im Juli 1954, kurz nach ihrem 47. Geburtstag. Ihr letzter Tagebucheintrag lautete: „Ich hoffe nie wieder zurückzukehren.“ Diego Rivera verstarb 1957, nur drei Jahre später.
Frida Kahlo die Malerin
Mit ihren kräftigen, fast zusammen gewachsenen Augenbrauen, ihrer Vorliebe für mexikanische Trachten, aufwendigen Haarfrisuren und indianischem Schmuck, war Frida Kahlo eine auffallende Erscheinung. In zahlreichen Selbstporträts rückte sie sich selbst in den Mittelpunkt und akzentuierte ihre inneren Gefühlsstürme. Mit ihren Bildern präsentierte sie ein künstlerisches Abbild ihrer Leidensgeschichte. Sie thematisierte ihren zerstörten Körper und die gescheiterte Treue zu Diego Rivera, Geburt und Tod, Sexualität und Gewalt, in einer gnadenlosen Selbstenthüllung. Eine Emotionalität und Direktheit die bewegt.
War sie die Vorreiterin der heutzutage populären Selfie-Kultur, eine Selfie-Queen ihrer Zeit? Berühmt wurde das doppelte Selbstbildnis „Die zwei Fridas„, auf dem sie sich mit herausgeschnittenem Herz darstellte. Doch auch Illustrationen von Tieren und Pflanzen, mystische und religiöse Motive, beeinflusst durch mexikanische Volkskunst, inszenierte sie talentvoll in ihren Gemälden. Frida Kahlo verschrieb sich einer symbolhaften, surrealen, ja sogar grotesken Bildsprache.
Frida Kahlo stand lange im Schatten ihres weitaus bekannteren Ehemannes Diego Rivera. Der Ruhm kam spät – wie so oft bei Künstlern. Zu Lebzeiten wurde ihr nur eine einzige Ausstellung in ihrem Heimatland Mexiko gewidmet. Da ihr Gesundheitszustand sehr schlecht war, musste sie im Bett zur Eröffnung getragen werden. Ein Jahr später verstarb sie.
Erst nach ihrem Tod machten ihre Bilder sie zur berühmtesten Malerin Mexikos, wenn nicht sogar in ganz Lateinamerika. In den 1980er Jahren schienen Kahlos Werke plötzlich dem internationalen Zeitgeist zu entsprechen. Ihre Bilder erzielten an Versteigerungen Millionenbeträge. Sie wurde zur feministischen Ikone der Kultur- und Kunstgeschichte. Ausstellungen und Bücher über ihre Kunst und ihr tragisches Leben sind weltweit Publikumsmagnete.
Frida Kahlo Museum
Ihr Vater hatte die „Casa Azul„, das blaue Haus, wenige Jahre vor ihrer Geburt erbaut. Später lebte sie hier mit ihrem Ehemann Diego Rivera, welcher das Haus dem mexikanischen Staat als Museum vermachte. Das Museo Frida Kahlo befindet sich im Stadtteil Coyoacán in Mexiko City. Von der im Zentrum von Coyoacán gelegenen Plaza Hidalgo ist es ein gemütlicher, 20-minütiger Spaziergang zum Museum. Es ist längst zur Pilgerstätte für Kahlo-Fans geworden und es können sich lange Warteschlangen bilden. Gezeigt werden die Original-Möblierung des Künstlerpaares, Fridas exzentrische Kleider, zahlreiche Bilder und viele persönliche Erinnerungsstücke. Im Nachbarhaus finden wechselnde Ausstellungen statt. Ein grosser Garten in einem hübschen Innenhof runden den Besuch ab.
Webseite Museum: www.museofridakahlo.org.mx
Film und Bücher über Frida Kahlo
Frida Kahlo: Die Malerin und ihr Werk
Die Kunsthistorikerin Helga Prignitz-Poda ist eine ausgewiesene Kennerin des Schaffens von Frida Kahlo. In ihrem Buch präsentiert sie die kompletten 143 Werke der mexikanischen Künstlerin. In einem einführenden Essay erfahren wir in einer kurzen Biographie viel Wissenswertes über das bewegte Leben, wie auch eine kunsthistorische Einordnung der Werke. Unser Buchtipp.
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Frida Kahlo und die Farben des Lebens
Der Aufbau Verlag hat eine Künstlerinnen Reihe lanciert, die Bücher widmen sich mutigen, kraftvollen und kreativen Frauen, die Geschichte geschrieben haben. Literarisch beschreiben wurden unter anderem Edith Piaf, Coco Chanel, Eva Gouel und die mexikanische Ausnahmekünstlerin Frida Kahlo. Das Buch „Frida Kahlo und die Farben des Lebens“ ist eine Liebeserklärung an die Kunst und die Weiblichkeit, eine flüssig zu lesende Romanbiografie, so bunt wie das Leben der mexikanischen Malerin.
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Frida Kahlo: Ein leidenschaftliches Leben
Die Autorin des Buches, Hayden Herrera, zeichnet sich als einer der besten Kennerinnen des Lebens und ihrer Kunstwerke aus. In ihrem Buch schildert sie einfühlsam und detailgetreu die Biografie, den Lebens- und Leidensweg der mexikanischen Malerin, mit einem Gespür für Grösse und Tragik.
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Frida der Film
Der 2003 in den Kinos ausgestrahlte Film „Frida“ mit der mexikanischen Schauspielerin Salma Hayek in der Paraderolle und dem Schauspieler Alfred Molina als Diego Rivera, löste eine weitere weltweite Frida-Manie aus.
Offizieller Trailer bei Miramax-Films: www.miramax.com
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