Geschichte der Revolution in Mexiko 1910 – 1917
Die mexikanische Revolution war ein bewaffneter Konflikt, der im November 1910 als Kampf gegen die Diktatur von General Porfirio Díaz ihren Anfang nahm, und dann zu einem Bürgerkrieg zwischen mehreren Fraktionen mit unterschiedlichsten Interessen. Verschiedene Präsidenten versuchten ihre Ideen umzusetzen, um kurz danach vertrieben oder umgebracht zu werden. Im Verlauf der Auseinandersetzungen veränderten sich die politischen und sozialen Strukturen Mexikos radikal. Die Revolution dauerte von 1910 bis 1917 und kostete schätzungsweise 1.5 Millionen Mexikanern das Leben. Charismatische Revolutionsführer erlangen Legendenstatus, wie Emiliano Zapata und Francisco »Pancho« Villa.
Mexikanische Präsidenten zu Zeiten der Revolution
Regierungsperiode | Präsident |
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Feb 1877 – Nov 1880 | Porfirio Diaz |
Dez 1880 – Nov 1884 | Manuel González |
Dez 1884 – Mai 1911 | Porfirio Diaz |
Nov 1911 – Feb 1913 | Francisco Madero |
Feb 1913 – Juli 1914 | Victoriano Huerta |
Aug 1914 – Mai 1920 | Venustiano Carranza |
Dez 1920 – Nov 1924 | Alvaro Obregón |
General und Diktator Porfirio Díaz
Im Jahre 1877 trat der ehemalige General Porfirio Díaz das Amt des Präsidenten an. In seiner Regierungszeit wurde viel in die Modernisierung der Infrastruktur wie Eisenbahn und Telekommunikation investiert, Schulen ausgebaut und die Industrialisierung vorangetrieben, darunter die Entwicklung einer mächtigen Ölindustrie, die fremdländisches Kapital anzog.
Gewinner des Aufschwungs waren vor allem Mexikos Oberschicht und ausländische Investoren. Die wirtschaftliche Fortschritt ging auf Kosten der sozialen Verhältnisse. Großgrundbesitz weitete sich in extremem Masse aus. Die Verarmung der Bauern und Industriearbeiter nahm rapide zu.
Díaz Führungsstil wurde zunehmend diktatorisch. Seine Regierung missachtete grundlegende politische Rechte. Bei jeglichem Protest konnte er sich auf die Unterdrückung durch das Militär verlassen. Die meisten Kritiker des Regimes wurden inhaftiert oder umgebracht. Mexiko geriet unter das Joch einer Diktatur.
Porfirio Díaz gelang es, sich dank der Unterstützung der Armee und durch politischen Betrug während über 30 Jahren an der Macht zu halten. Seine Regierungszeit wird auch als »Porfiriato« bezeichnet.
Erst gegen das Jahr 1910 geriet das von Díaz eingeführte politische System aufgrund mehrerer Faktoren in eine Krise. Darunter die schwere wirtschaftliche Rezession weltweit, der Aufstieg des Nationalismus und die Erstarkung der Opposition unter ihrem Anführer Francisco Madero.
Wahlbetrug und Aufruf zur Revolution 1910
Wahlen waren in den letzten 30 Jahren unter General Porfirio Diaz eine Farce, der Gewinner schon vorprogrammiert. 1910 kandidierte der liberale Politiker Francisco Madero für das Präsidentschaftsamt. Während des Wahlkampfes wurde er jedoch wegen revolutionärer Aktivitäten inhaftiert und Diaz erwartungsgemäß in seinem Amt bestätigt.
Allerdings gelang Madero die Flucht aus dem Gefängnis in der Stadt San Luis Potosi und er emigrierte in die USA. Der oppositionelle Staatsmann entwickelte den »Plan de San Luis«, welcher das mexikanische Volk zur Revolution anstachelte, zum bewaffneten Kampf gegen die Diktatur. Am 20. November 1910 schlugen die Aufständischen überall im Land los. Der 20. November ist deshalb heutzutage als »Tag der Revolution« (Aniversario de la Revolución Mexicana) ein gesetzlicher Feiertag.
Im Süden Mexikos übte Emiliano Zapata und seine Bauernarmee Druck aus. Im Norden Mexikos verdankte Madero die ersten Erfolge den Revolutionsführern Francisco »Pancho« Villa und Pascual Orozco mit ihrer Anhängerschaft aus unzufriedenen Bürgern, Bauern und Arbeitern, sowie Banditen. In der entscheidenden Schlacht um Ciudad Júarez konnten sie die Truppen von Diaz vernichtend schlagen. Daraufhin erklärte der Diktator im Mai 1911 seinen Rücktritt und begab sich nach Paris ins Exil.
Francisco Madero als Präsident vereidigt
In den ersten demokratischen Wahlen in der Geschichte des Landes, wählten die Mexikaner 1911 Francisco Madero zum Präsidenten. Die neue Regierung stellte die Verfassung wieder her, verbot die Möglichkeit der Wiederwahl und führte das Volkswahlrecht ein. Demokratische Rechte wie Presse- und Versammlungsfreiheit wurden gesetzlich verankert.
Nach anfänglicher Euphorie verblassten die in Madero gesetzten Hoffnung jedoch schon nach kurzer Zeit. Diese Änderungen reichten nicht aus, um die Situation des Landes zu verbessern oder die dringenden Bedürfnisse der mexikanischen Gesellschaft zu befriedigen. Insbesondere vernachlässigte er eine grundlegende Landreform und gerechte Verteilung der Ressourcen. Auch beließ er Amtsträger aus der Zeit der Diktatur in ihren Funktionen und hielt an alten Strukturen in der Armee fest.
Bald begannen Kämpfe zwischen denen, die zu Beginn des bewaffneten Aufstands Verbündete waren. Verschiedene Führer und Truppen betrachteten sich als einzige authentische Verteidiger der revolutionären Ideale. Was als Revolution gegen die Diktatur begann, wurde zu einem landesweiten Bürgerkrieg.
Im Bundesstaat Morelos startete Emiliano Zapata einem revolutionären Aufstand, um endlich Landreformen zu erzwingen. Mit dem Schlachtruf »Tierra y Libertad« (Land und Freiheit) wollten die Bauern sich der Großgrundbesitzer entledigen und ihre Lebensgrundlage selbst erwirtschaften. Pascual Orozco und seine Armee in Nordmexiko griffen ebenfalls zu den Waffen gegen die Regierung von Madero.
Militärputsch von General Victoriano Huerta
Sinnbildlich für diese konfuse Zeit des Bürgerkriegs steht der General Victoriano Huerta. Er diente unter Präsident Diaz und kämpfte gegen die Revolutionäre. Nach dem Sturz von Diaz schloss er sich Madero an, in Militärkampagnen gegen Zapata und Orozco. 1913 konspirierte er einen Putsch gegen Madero. Er ließ Madero hinrichten und ernannte sich selbst zum neuen Präsidenten und zum Oberbefehlshaber der föderalen Bundesarmee.
Sofort formierte sich der Widerstand gegen Victoriano Huerta als neuen Hauptfeind der Revolutionäre. Im Norden Mexikos führte Venustiano Carranza eine reorganisierte konstitutionelle Armee der revolutionären Kräfte an. Pancho Villa kommandierte die »División del Norte«, Alvaro Obregón operierte als Bauernführer aus dem Westen und Emiliano Zapata betrieb einen Guerillakrieg im Süden. Mit vereinten Kräften nahmen sie 1914 Mexiko-Stadt ein. General Victoriano Huerta gab auf und floh ins Exil.
Venustiano Carranza wird Präsident
Der neue starke Mann und Präsident Mexikos wurde 1914 Venustiano Carranza. Er setzte 1917 eine moderne Verfassung mit zahlreichen sozialen und politischen Reformen in Kraft, die noch heute Gültigkeit hat. Dieser Akt besiegelte das offizielle Ende der mexikanischen Revolution, zumindest für die meisten Geschichtsschreiber. Fakt war, dass der bewaffnete Konflikt weiterhin tobte.
Venustiano Carranza vermochte die Koalition nicht halten. Während Obregón zu ihm und den Constitucionalistas hielt, den Anhängern der Konstitution, entflammten Konflikte mit Villa und Zapata. Diese arteten in weitere Kampfhandlungen aus und ließen Mexiko auch in den nächsten Jahren nicht zur Ruhe kommen.
Carranza entsandte Regierungstruppen gegen die Bauernarmee im Süden. Emiliano Zapata wurde 1919 in einen Hinterhalt gelockt und ermordet. Auch gegen Pancho Villas »División del Norte« tobten erbitterte Kämpfe. Schlussendlich wurde der Revolutionsheld 1923 von seiner Vergangenheit eingeholt und in Chihuahua erschossen.
Präsidentschaft von Alvaro Obregón
Gemäss der Verfassung durfte Venustiano Carranza 1920 nicht mehr kandidieren für eine weitere Amtsperiode. Doch sein Plan scheiterte, einen ihm genehmen Kandidaten für die Präsidentschaftswahl aufzustellen. Es kam zu einer Verschwörung unter der Führung von Alvaro Obregón, seinem bisher treuen Gefährten. Carranza musste schlussendlich aus Mexiko-Stadt fliehen und wurde von ihm feindlich gesinnten Truppen getötet.
In den anstehenden Wahlen wurde Alvaro Obregón zum Präsidenten erkoren. In seiner Regierungszeit von 1920–1924, schaffte er es tatsächlich Mexiko innen- und aussenpolitisch zu stabilisieren. Er führte die lang ersehnten Agrarreformen durch und pflegte eine gute Beziehung zu den USA, dank dem Verkauf von mexikanischem Erdöl. Doch wie die meisten Revolutionsführer verstarb auch Obregón nicht eines natürlichen Todes, er starb 1928 durch ein Attentat.
20. November: Jahrestag der Revolution
Der 20. November 1910 markierte den Beginn der mexikanischen Revolution, mit dem Ziel, die mehr als 30 Jahre dauernde Diktatur von Porfirio Díaz zu beenden. Es gilt als eines der bedeutsamsten Ereignisse in der Geschichte Mexikos. Der Jahrestag (Aniversario de la Revolución Mexicana) ist ein offizieller Feiertag, die Helden der Revolution werden jährlich gebührend gewürdigt.