Untergang von Tenochtitlán und Aztekenreich
1519 landete Hernán Cortés mit einigen Schiffen und gegen 500 spanischen Soldaten an der mexikanischen Küste. Damit leitete er den Untergang der mächtigen Azteken ein und bahnte den Weg zur Eroberung von ganz Mexiko.
Die Sage von Quetzalcóatl
Quetzalcóatl (gefiederte Schlange) war ein Gottkönig des Volkes der Tolteken, welche vor den Azteken die Vorherrschaft über Zentralmexiko hatte. Eines Tages wurde er von einem anderen Gott, von Tezcatlipoca, durch Zauberei überlistet und er wurde aus seiner Hauptstadt Tula vertrieben. Er floh gegen Osten an den Golf von Mexiko mit dem Versprechen, eines Tages zurückzukehren, um sein Reich wieder in Besitz zu nehmen. Den Überlieferungen nach sollte er im Jahr 1519 wieder auftauchen.
Genau in diesem Jahr landete Hernán Cortés mit seinen Schiffen an der mexikanischen Golfküste und wurde deshalb von den Azteken für den heimkehrenden Gott Quetzalcóatl gehalten und ehrenvoll willkommen geheissen. Die Legende ist ein triftiger Grund für den Untergang des Aztekenreiches. Mit einer anfänglich aggressiven kriegerischer Taktik und der haushohen Übermacht an Soldaten des aztekischen Heeres, wäre die Geschichte Mexikos anders geschrieben worden.
Biografie Hernán Cortés
Hernán Cortés wurde 1485 in der spanischen Provinz Extremadura geboren. Eigentlich sollte er Rechtswissenschaft studieren und als Anwalt tätig werden, doch Cortés bevorzugte die militärische Weiterbildung und wollte als Abenteurer in die neue Welt. Als knapp 20-jähriger Bursche setzte er in die spanische Kolonie Hispaniola über, der heutigen Dominikanischen Republik und Haiti. Lange hielt er es nicht aus und schloss sich dem Gouverneur Diego Velázquez an, die Nachbarinsel Kuba zu erobern. Nach dieser erfolgreichen militärischen Reifeprüfung wurden ihm 11 Schiffe mit gegen 500 Mann anvertraut, mit dem Auftrag, die kürzlich entdeckte Küste Mexikos zu erforschen. So landete der Expeditionstrupp 1519 bei Veracruz an der mexikanischen Golfküste.
Malinche, die Verräterin
Erste Scharmützel mit den einheimischen Totonaken folgten. Nachdem die Spanier ein Blutbad angerichtet hatten bei den Totonaken, boten diese den Frieden an. Als Geschenk wurde Cortés eines der schönsten Mädchen überreicht, Malitzin oder auch Malinche genannt. Sie war teilweise von aztekischer Abstammung und beherrschte deshalb deren Sprache Nahuatl. Sie wurde auf den christlichen Namen Marina getauft und wurde Cortés Dolmetscherin und Geliebte. Malinche hatte eine Schlüsselrolle inne bei der Eroberung Mexikos, da mit ihrer Hilfe Verhandlungen mit den Azteken geführt werden konnten und weitere Indianerstämme als Verbündete gewonnen wurden. Deshalb wird sie von den Mexikanern heute als Verräterin angesehen und entsprechend verachtet.
Gründung von Veracruz
Cortés beschloss die erste spanische Siedlung Mexikos unweit des heutigen Veracruz zu errichten. Damit waren nicht alle seiner Männer einverstanden, sie wollten nach Kuba zurückkehren. Da lies Cortés kurzerhand die ganze Flotte verbrennen und die Anführer der Verschwörung hängen, das Thema war erledigt.
Aztekischer Herrscher Moctezuma II
In der aztekischen Hauptstadt Tenochtitlán war Moctezuma II seit 17 Jahren an der Macht. Er vernahm die Nachricht von weissen, bärtigen Männern, die an der Küste mit hölzernen Inseln aufgetaucht waren. Seine Kundschafter berichteten von unheimlichen Rohren, die Feuer ausstiessen und von wilden Kreaturen, die so schnell wie der Wind galoppieren konnten. Die aztekischen Priester sahen darin die Erfüllung der Prophezeiung, dass der Gottkönig Quetzalcóatl aus dem Osten kommend nach Mexiko zurückgekehrt war. Andere Adlige wiederum wollten die Fremden mit Waffengewalt vertreiben. Der Herrscher sei unschlüssig gewesen, entschied sich jedoch, die Neuankömmlinge freundlich zu empfangen und ihnen Geschenke zu schicken.
Abgeordnete der Azteken überbrachten den Spaniern Gold, Silber und Jade und wollten sie davon abhalten, in Richtung der aztekischen Hauptstadt Tenochtitlán zu kommen. Sie konnten nicht ahnen, dass sie genau das Gegenteil bewirkten, sie entfachten die Habgier und Abenteuerlust der Spanier.
Feldzug gegen Tenochtitlán
Die kleine spanische Armee schlug sich über die Berge und Hochtäler durch. Auf ihrem Marsch zur Hauptstadt gingen sie besonders schonungslos vor, sie metzelten Tausende Indianer nieder und richteten in etlichen Orten ein Blutbad an. Demonstrativ zerstörten sie die bedeutenden Städte Tlaxcala und Cholula, deren Bewohner sie friedlich empfangen hatten und als Befreier von den Azteken feiern wollten.
Die eisernen Rüstungen, Feuerwaffen, speienden Feuerrohre und die auf Ungeheuern reitenden Dämonen imponierten den Einheimischen und den aztekischen Beobachtern gehörig. Die vernichtende Kriegsführung irritierte die Azteken, da sie gewohnt waren, bei ihren Kriegen möglichst viele Gefangene als Opfergabe für ihre Götter zu machen. Moctezuma wollte sein mehrere Zehntausend Krieger starkes Heer nicht gegen die angeblichen weissen Götter einsetzen. Stattdessen liess er den Spaniern erneut Geschenke zukommen, um sie zur Umkehr zu bewegen.
Gipfeltreffen zweier Hochkulturen
Doch die Fremden kehrten nicht um. Im November 1519 lud Moctezuma die Spanier offiziell nach Tenochtitlán ein. Sie wurden mit allen Ehren empfangen und fürstlich untergebracht. Was für ein Zusammentreffen von Hernán Cortés und Moctezuma, der beiden Vertreter zweier Hochkulturen, die sich jahrtausendelang unabhängig voneinander entwickelt hatten. Hernán Cortés seinerseits entschloss sich Moctezuma als Geisel zu nehmen. Das Entsetzen der Azteken war riesig, doch Moctezuma beschwichtigte und regierte weiterhin sein Volk.
Vergeltung und Verstärkung aus Kuba
In der Zwischenzeit schickte der kubanische Gouverneur Diego Velázquez eine Streitmacht los, um Hernán Cortés für sein eigenmächtiges Handeln zur Rechenschaft zu ziehen. Dieser eilte mit einem Teil seiner Leute an die Golfküste und besiegte die Ankömmlinge einerseits mit Waffengewalt, andererseits überzeugte er die neu angekommenen Soldaten sich ihm anzuschliessen und versprach ihnen Ruhm und einen Anteil am Schatz der Azteken.
Noche triste (traurige Nacht)
Bei seiner Rückkehr nach Tenochtitlán fand Cortés die Bevölkerung in Aufruhr. In seiner Abwesenheit feierten die Azteken ein religiöses Fest. Da fühlte sich der zurückgebliebene Oberbefehlshaber Pedro de Alvarado bedroht und liess die Teilnehmer töten, darunter viele Priester und Adlige. Erst jetzt verloren die aztekischen Armeeführer die abergläubische Zurückhaltung und riefen zum Aufstand aus. In einem Steinhagel der entfachten Strassenschlacht wurde Moctezuma angeblich tödlich getroffen. Eine alternative Theorie besagt, der Herrscher der Azteken sei von den spanischen Soldaten hingerichtet worden. Jedenfalls konnten die Spanier die Stadt nicht mehr halten. Sie wurden verjagt und zogen sich unter grossen Verlusten nach Tlaxcala zurück. Das Ereignis ging als Noche Triste, als traurige Nacht in die Geschichte Mexikos ein.
Indianische Verbündete
Die im Osten Mexikos lebenden Völker hegten wegen der Unterdrückung und den hohen Tributzahlungen einen Groll gegen das Volk der Azteken und trachteten nach Unabhängigkeit. Sie sahen in den Weissen das weniger grosse Übel oder dachten in naiver Weise, diese würden so schnell wieder verschwinden wie sie gekommen waren. Cortés nutzte diese Rivalität zur Rekrutierung von Truppen für den bevorstehenden Feldzug. Speziell beim Volk der Tlaxcalteken fand er eine breite Unterstützung, das indianische Heer soll Zehntausende Soldaten betragen haben.
Belagerung und Eroberung von Tenochtitlán
Die Azteken unter ihrem neuen Herrscher Cuauhtémoc hatten sich ebenfalls neu formiert. Doch die von den Spaniern eingeschleppten Krankheiten, insbesondere eine Pockenepidemie, hatte die Verteidigung der Azteken enorm geschwächt. Gegen die Hälfte der Krieger und Bewohner sollen daran erlegen sein. Sie leisteten erbitterten Widerstand und kämpften mit Todesverachtung. Doch die Überlegenheit der Spanier mit ihren Kanonen, Musketen Schwertern und Rüstungen aus Eisen war zu gross. Im August 1521 fiel Tenochtitlán und Cuauhtémoc wurde gefangen genommen. Das Aztekenreich war besiegt und der Weg geebnet für die Eroberung von ganz Mexiko.
Entstehung von Mexiko-Stadt
Cortés liess die Stadt Tenochtitlán dem Erdboden gleichmachen. Aus den Trümmern der Ruinen bauten die Spanier eine neue Stadt auf. Alle Tempel wurden geschleift und auf deren Grundmauern entstanden bald stattliche christliche Kirchen und Klöster. Da wo der mächtige aztekische Templo Mayor stand wurde die Kathedrale errichtet und anstelle des Palastes von Moctezuma entstand der Palast des spanischen Vizekönigs. Mexiko-Stadt wurde das Zentrum des Vizekönigreichs von Neu-Spanien.