Reisepläne für Mexiko
Vier Wochen wollten wir quer durch Mexiko reisen, mit dem Rucksack, unterwegs als Backpacker. Damit wir uns alleine durchschlagen konnten und von der Rundreise mehr profitieren würden, wollten wir den Aufenthalt mit einem Sprachkurs in Cuernavaca beginnen. Die Stadt liegt südlich von Mexiko-Stadt, in einer fruchtbaren Hochebene, mit frühlingshaften Temperaturen, also ein idealer Einstieg. Weiter ging die Reise auf dem klassischen Backpacker-Trail bis an die Karibik auf der Halbinsel Yucatán.
Sprachaufenthalt in Mexiko
Wir wohnten während einem Monat bei einer mexikanischen Familie, bei Heriberto und Magdalena Rivera. Das Haus war bescheiden und alles in allem recht eng. Das Anlassen des Gasherdes schien lebensgefährlich und der Boiler fürs Warmwasser funktionierte so jeden zweiten Tag. Doch der hübsche Innenhof, das gemütliche Zimmer und vor allem die liebevolle Gastfreundschaft von Heriberto und Magdalena machten uns trotzdem glücklich. Zudem lernt man deutlich mehr bei einer Unterbringung bei Einheimischen, wir würden jedem empfehlen den Sprachaufenthalt bei einer Familie zu planen.
Die ersten drei Wochen besuchten wir in einer Sprachschule in Cuernavaca in unterschiedlichen Stärkegruppen einen Kurs. Für eine weitere Woche entschieden wir uns bei einem Privatlehrer Spanischunterricht zu nehmen. Beides hatte seine Vor- und Nachteile und die Kombination von beiden Unterrichtsformen schien uns ideal. Im Klassenunterricht lernten wir weitere interessante Leute kennen, wobei wir Michael sogar nochmals treffen sollten auf unserer Rundreise. Mittels privatem Kurs lernten wir in kürzester Zeit umso intensiver.
Auf zum Popocatépetl
Sehr zufrieden mit unseren sprachlichen Fortschritten, starteten wir unser Reiseabenteuer durch Mexiko. Mein Freund wusste genau wohin er wollte: zum Vulkan Popocatépetl. Ihm war klar, dass er ihn nicht besteigen konnte, seit Jahren ist der Aufstieg auf Grund von immer wiederkehrenden Eruptionen nicht erlaubt. Aber als passionierter Bergsteiger klopfte sein Herz nur schon bei der Erwähnung des so geheimnisvoll klingenden Namens und er musste den fast fünfeinhalbtausend Meter hohen Vulkan wenigstens mal gesehen haben. Somit reisten wir mit drei verschiedenen Bussen von Cuernavaca über Mexiko-Stadt bis zu einem kleinen Dorf am Fusse des Vulkans.
Etwas ausserhalb des Dorfes, versteckt auf einer mit Bäumen umzäunten Wiese, stellten wir unser Zelt auf. Es geht nichts über kostengünstiges Reisen als Backpacker. Am Morgen schauten wir verknittert und fast so düster wie das Wetter selbst aus unserem mobilen zu Hause. Was ist das? Wir sind in Mexiko und hatten Sonne pur und angenehme warme Temperaturen erwartet. Tja das hat man davon, wenn man sich nicht ein wenig erkundigt, wo man hinreist. Wir hatten keine Ahnung, dass die Gegend in den so genannten Kalttropen liegt und die Monate Dezember und Januar zwar tagsüber 25 Grad haben können, aber dafür frostige Nächte.
Wir zogen uns nach dem Zwiebelprinzip alle Klamotten an, die wir in unserem Rucksack hatten und waren höchst erfreut, ganz in der Nähe eine günstige Möglichkeit zum Frühstücken gefunden zu haben, an einem Stand aus dunklem, modrigem und brüchig aussehendem Holz. Blond und blauäugig unter all den dunkelhaarigen und dunkeläugigen Mexikanern, kam ich mir wie eine Aussätzige vor und mit meinen 1 m 65 wie ein Riese. Zum ersten Mal in meinem Leben kam es mir in den Sinn, wie sich zum Beispiel unsere dunkelhäutigen Einwohner unter all uns Hellhäutigen fühlen mussten!
Mexikanische Gourmetfreuden
An einem offenen Garfeuer machte ein etwas pummeliger, freundlich aussehender Mexikaner mit einem schwarzen Schnauzbart, Tortillas! Ich liebe Tortillas! Ich hatte lange in Kalifornien gelebt und habe dort oft und gerne mexikanisch gegessen. Aber was war das? Die Tortillas waren bestimmt ein Zentimeter dick und lilafarben. Sie sahen nicht nur ganz anders aus, sondern schmeckten auch sehr unterschiedlich. Später brachte ich in Erfahrung, dass in den USA Tortillas meistens aus Weizenmehl gemacht werden, in Mexiko eher aus Maismehl. In dem Fall aus blauen Mais, welcher um einiges nahrhafter ist. Dazu die ganzen Beilagen, die klein zerhackte Fleischstücke und natürlich eine zünftig scharfe Salsa mexicana, was dann die leckeren Tacos ergab, praktisch die Nationalspeise Mexikos.
Der freundliche Schnauzbart-Mexikaner reichte uns dazu mit einer Kelle eine dampfende Pampe aus einem grossen, verbeulten Kochtopf. „Arroz con leche“, sagte er immer wieder, als ob wir kein Wort spanisch sprechen würden. Der mexikanische Milchreis mundete ebenfalls ausgezeichnet, mit so einem Frühstück konnte ich gut leben!
Dafür war die Unzufriedenheit bei meinem Freund umso grösser. Es war so nebelig, dass wir die Spitze des mächtigen Popocatépetl gar nicht zu sehen bekamen, sondern nur seinen massiven Rumpf. Das Wetter ähnelte unserem November-Wetter, von daher machten wir uns recht schnell auf den Weg Richtung Süden.
Reise in den Süden
Auf unserer Reise wechselten die Busse von grossen modernen Überlandbussen, zu kleinen Sammel-Minibussen, bis hin zu ausrangierten gelben Schulbussen aus den USA. Auf deren Zweiersitzen sassen meist mindestens vier Leute und rundherum standen noch mehr Menschen. Tagsüber wurde es warm bis richtig heiss in den Bussen. Die Passagiere tranken Süssgetränke und Wasser aus Plastikflaschen. Wenn die Flaschen leer waren, wurde das Fenster geöffnet und der Abfall auf die Strasse geworfen. Na, jetzt wunderte ich mich nicht mehr, dass überall Müll an den Strassen rumlag. Aber noch viel mehr war ich über die riesigen abgeholzten und kahlgeschlagenen Flächen schockiert. Was machen „die bösen Mexikaner“ hier? Später lernte ich, dass die Ursachen nicht „die bösen Mexikaner“ sind. Es wäre zu einfach den Finger auf andere zu zeigen, sondern wir alle sind daran beteiligt sind, vor allem die Industriestaaten. WWF und Greenpeace sind zwei der wenigen Organisationen, die sich für den Erhalt der tropischen Wälder einsetzen und für Aufklärung sorgen.
Entertainment in Oaxaca
Wir machten einen längeren Etappenstopp in der indianisch geprägten Stadt Oaxaca. Unser Hotel lag genau gegenüber einem Shop für Schokoladeprodukte und das Zimmer roch dauernd unheimlich fein nach Schokolade! Das schönste Entertainment jedoch war der Besuch der zentral gelegenen Plaza. Was hier abgeht glich schon fast einem Zirkus. Da waren Strassenmusiker aktiv und animierten die Leute zum Tanzen. Strassenputzer schrubbten fein gekleideten Geschäftsleuten die Schuhe. Künstler stellten ihre Gemälde aus. Rundliche Señoras preisten traditionelles Kunsthandwerk an. Verkäufer von Luftballons liessen die Kinderaugen aufleuchten. Ältere Herren wussten immer was zu erzählen. Dickleibige Polizisten markierten Präsenz, hätten einen Diebstahl oder dergleichen jedoch wohl kaum verhindern oder einen Dieb verfolgen können. Studenten in einheitlicher Uniform flirteten mit dem anderen Geschlecht. Und wir mittendrin, wie auf einem Logenplatz, verbrachten wir täglich etwas Zeit nur mit dem Beobachten der Leute!
Dazu erkundeten wir noch die klassischen Sehenswürdigkeiten des Bundesstaates Oaxaca. Unweit der Stadt befand sich die Zeremonialstätte Monte Alban, wo auf einer abgetragenen Fläche imposante Paläste und Tempel errichtet wurden. An einem anderen Tag reisten wir tiefer hinein in das Tal von Oaxaca und besuchten kleinere archäologische Stätten wie Mitla und Yagul. Anschliessend schlossen wir uns einer Gruppe Backpacker an und wanderten mit einem einheimischen Guide während 3 Tagen durch die Pueblos Mancumunados.
Highlights in Yucatán
Später, als wir entlang der Küste von Yucatán reisten, war ich begeistert von dem glasklaren Blau des Wassers und überwältigt von den zahlreichen Maya Tempeln mitten im sattgrünen Dschungel, umgeben von Affen- und Grillengeräuschen. Wir besuchten die grossen Highlights der Halbinsel wie Uxmal, Chichén Itzá und Tulum. Wir badeten in den Untergrundseen und –höhlen, den so genannten Cenoten. Auf den Karibikinseln Holbox und Cozumel schaukelten wir einige Tag nur auf der Hängematte und tranken kühle Cervezas. Wir feierten ab in einer kleinen Bar am Strand von Puerto Morelos und lernten dabei andere gringos locos und Backpacker kennen. Wirklich eine fantastische Zeit!
Eindrücke von Mexiko
Es war unsere erste grosse Reise. Wir wollten möglichst viel sehen, viel erleben und auch etliche der im Reiseführer empfohlenen Sehenswürdigkeiten besuchen. Die öffentlichen Verkehrsmittel waren das ideale Transportmittel, um die Lebensumstände der ländlichen Bevölkerung etwas besser zu verstehen. Auf Grund dessen, dass wir die spanische Sprache erlernten, konnten wir die Einheimischen besser verstehen und wurden nicht mehr über den Tisch gezogen. Stattdessen wurden wir hilfsbereit und freundlich empfangen und konnten dadurch auch besser die mexikanische Kultur begreifen und konnten subtil eingreifen, indem wir in manchen Dingen ein Vorbild sein konnten (in vielen Bereichen, waren wiederum die Mexikaner uns ein Vorbild). Mexiko ist ein traumhaft schönes Land, mit warmen und herzlichen Menschen, so wie wir uns dies erhofft hatten.
Aber das Reisen hat mich auch gelehrt, dass es überall auf diesem Planeten auch eine Schattenseite gibt. Hier sollte man nicht die Augen verschliessen, sondern lernen und verstehen wollen, um ein klein wenig zu verändern. Reisen verbindet unterschiedliche Kulturen und hilft uns näher zu kommen und fördert das Verständnis für andere Völker und Lebensweisen.
Reisebericht-Autorin
Liliana Roca aus der Region Duisburg wollte sich eine Auszeit gönnen und reiste zusammen mit ihrem Freund für 4 Wochen nach Mexiko. Sie schildert in ihrem Reisebericht ihre Eindrücke als Sprachstudentin und Backpacker auf einer Reise quer durch Mexiko.
Backpacker Gringo-Trail
Diese beliebte Backpacker-Route wird auch Gringo-Trail genannt, sie führt von Mexiko-Stadt nach Oaxaca, Chiapas und auf die Halbinsel Yucatán.
Reiseführer für Backpacker
Der Lonely Planet ist der klassische Reiseführer fürs Backpacking quer durch Mexiko. Hier findest eine Beschreibung aller tollen Highlights auf der Reiseroute von Mexiko-Stadt bis Yucatán, die besten Hostels, Empfehlungen für authentische Restaurants, wie auch die Preise für kostengünstige Transportmittel.