Drogenbaron „El Chapo“ Guzmán erneut geflohen
Joaquin „El Chapo“ Guzmán war einst der einflussreichste mexikanische Drogenbaron und Boss des mächtigen Sinaloa-Kartells. Er wurde 2014 verhaftet und im Hochsicherheitsgefängnis „Altiplano“ (lokal bekannt als Almoloya) unweit von Mexiko-Stadt eingekerkert. Seit Samstag 11. Juli 2015 ist er wieder auf der Flucht, es gelang ihm der Ausbruch aus der Haftanstalt.
Ausbruch aus dem Hochsicherheitsgefängnis
Laut der mexikanischen Zeitung „El Informador“ (siehe Artikel) und der ersten Stellungnahme der mexikanischen Regierung, gelang „El Chapo“ die Flucht von seiner Zellendusche aus. Eine 50 cm auf 50 cm breite und rund 1.5 m tiefe Öffnung gab ihm Zutritt zu einer Leiter. Er kletterte 10 m runter und gelangte in einen 1.5 Kilometer langen Tunnel. Dieser wurde von seinen Helfern perfekt vorbereitet, inklusive einer Röhre für frischen Sauerstoff. Der Tunnel endete bei einer Baustelle unweit der Haftanstalt.
Nach dem Auslösen des Alarms, riegelten die mexikanischen Sicherheitskräfte das Gelände ab. 18 Angestellte des Gefängnisses stehen bereits unter Verdacht, dem Kartell-Chef beim Ausbrechen geholfen zu haben. Sie wurden vorläufig festgenommen und werden verhört. Der ganze Verkehr der Region von Mexiko City mitsamt der Flughäfen wird genauestens kontrolliert.
Wer ist Joaquin „El Chapo“ Guzmán
Joaquin „El Chapo“ Guzmán war einst der Boss des mexikanischen Sinaloa-Kartells, welches jährlich Tonnen von Marihuana, Kokain, Heroin und Methamphetamin in die USA und um den gesamten Planeten, angeblich in über 50 Länder exportiert. Das Sinaloa-Kartell ist seit etlichen Jahren in einen erbitterten, blutigen Drogenkrieg mit konkurrierenden Organisationen verwickelt, welcher das Land teilweise paralysiert. Die konstanten gewalttätigen Auseinandersetzungen haben verheerende Auswirkungen auf die mexikanische Gesellschaft. Guzmán wurde bereits 1993 verhaftet und im Hochsicherheitsgefängnis „Puente Grande“ im Osten Mexikos inhaftiert. Dort gelang ihm 2001 jedoch eine spektakuläre Flucht durch die Wäscherei in die Freiheit. 13 Jahre lang war er wieder der Drahtzieher des organisierten Verbrechens des Sinaloa-Kartells, bis die Behörden ihn 2014 erneut verhafteten.
Das Wirtschaftsmagazin Forbes listet „El Chapo“ Guzmán als einen der reichsten Männer überhaupt. Kein Wunder hatte er auch aus dem Gefängnis immer noch eine enorme Macht und seine treuen Anhänger. Bei den bestimmt offerierten Bestechungsbeträgen an das Personal des Gefängnisses, wird wohl so mancher Gefängniswärter oder auch Beamte in mächtigeren Positionen schwach geworden sein.
Nachtrag vom 8. Januar 2016
Erneute Festnahme von „El Chapo“ Guzmán
Ziemlich genau 6 Monate dauerte die Flucht und Freiheit von „El Chapo“ Guzmán. Der mexikanische Drogenboss wurde am 8. Januar 2016 in Los Mochis, einer Stadt unweit der Pazifischen Küste im nördlich gelegenen Bundesstaat Sinaloa, von Einheiten der Marine-Infanteristen wieder gefasst.
„Misión cumplida: Lo tenemos! Auftrag erfüllt: Wir haben ihn gefasst!“ Liess der mexikanische Mexikos Präsident Enrique Peña Nieto kurz darauf via Twitter verkünden.
Eine mysteriöse Rolle spielte dabei der amerikanische Schauspieler Sean Penn, der Anfang Oktober den flüchtigen Kartell-Boss für einen Gastbeitrag im US-Magazin „Rolling Stone“ getroffen und interviewt hat, siehe www.rollingstone.com/../../el-chapo-speaks-20160109
Die US-amerikanische Regierung hat derweil ein ein Auslieferungsverfahren gegen „El Chapo“ Guzmán begonnen. Mexiko wird darauf nun wohl eingehen, nachdem der Drogenbaron schon zweimal aus einem mexikanischen Hochsicherheitsgefängnis ausgebrochen ist. Im korrupten Strafvollzug Mexikos wäre ein nächster Fluchtversuch vorprogrammiert.
Buchtipp: Die Jagd auf Mexikos mächtigsten Drogenbaron
Für einen vertieften Einblick in das Leben des mexikanischen Kartell-Bosses lohnt sich die Lektüre des Buches: El Chapo, die Jagd auf Mexikos mächtigsten Drogenbaron. Der amerikanische Journalist Malcolm Beith beschreibt auf eindrückliche Weise den Werdegang von „El Chapo“ Guzmán, nach sehr aufwendigen und nicht ungefährlichen Recherchen. Das Buch ist bei Amazon erhältlich