Reise von den USA nach Mexiko
Zwei Länder, zwei ähnliche Namen und doch sind die beiden Reiseziele völlig unterschiedlich. Das amerikanische Kalifornien wird durch riesige Metropolregionen eingenommen. Das mexikanische Baja California fügt sich nahtlos an, ist aber landschaftlich von kargen Wüsten und wilder Natur geprägt. Die Baja bildet eine Halbinsel, welche parallel zum Festland Mexikos verläuft, mit dem Golf von Kalifornien dazwischen. Wir berichten dir von unserem Roadtrip durch Kalifornien, von Los Angeles über San Diego und Tijuana, bis nach Cabo San Lucas an die Südspitze der Baja California. Reisebericht von Susan und Thomas Langer.
Amerikanisches Kalifornien
Der Golden State hat seinen Namen aus einem bestimmten Grund. Kaliforniens vielfältiges kulturelles und geografisches Angebot, die pulsierenden Städte wie San Francisco, Santa Barbara, Los Angeles und San Diego, bieten wahrhaftig goldige Zeiten für Reisende. Hier ist der erste Teil unseres Roadtrips im amerikanischen Kalifornien.
Hast du gewusst, dass Kalifornien ursprünglich mexikanisches Territorium war? Nach der mexikanischen Unabhängigkeit im Jahr 1821, wurde Kalifornien zur Provinz erklärt. Doch wegen der konstanten Unzufriedenheit der lokalen Bevölkerung und nach einem Krieg zwischen den USA und Mexiko, wurde der Bundesstaat 1850 in die Vereinigten Staaten aufgenommen.
Los Angeles – die Stadt der Engel
Unser Antrag für Urlaub wurde endlich gewährt und wir verwirklichen ein lange geträumtes Reiseprojekt, einen Roadtrip vom amerikanischen Bundesstaat Kalifornien zur mexikanischen Halbinsel Baja California. Wir starten in Los Angeles, der Stadt der Engel. Es ist die mit Abstand größte Stadt Kaliforniens, in der Metropolregion leben rund 18 Millionen Einwohner. Doch die Hauptstadt des Bundesstaates ist Sacramento, welches an der Bucht von San Francisco liegt.
LA ist bekanntlich das weltweite Imperium der visuellen Unterhaltung und bietet Touristen in Studios wie Paramount Pictures, Warner Bros und Sony Pictures einen Blick hinter die Kulissen der Welt des Filmemachens. Wir entscheiden uns für die Tour bei Warner Bros, aus dem einfachen Grund, weil Susan mal in das berühmte Center Perk Café aus der Sitcom-Serie Friends möchte. Gefallen hat uns jedoch auch der Einblick in die Produktionen von DC Comics mit Batman und Superman.
Ein Spaziergang durch Hollywood mit dem Walk of Fame und dem Mann’s Chinese Theater darf natürlich nicht fehlen, steht auch bei uns auf der Liste der Sehenswürdigkeiten weit oben. Wir geraten dabei in einen nicht ganz ernst gemeinten Wettkampf, wer das bessere Foto vom Hollywood Schriftzug festhalten kann. Möchtest du einen unvergesslichen Ausblick über Los Angeles erhaschen? Dann steure das Griffith Observatory (Website: griffithobservatoriy.org) an, nirgends genießt du einen besseren Panoramablick über die riesige Metropole. Nachts ist dies übrigens ebenfalls einen Trip wert. Wir lieben diesen Ausflug.
Venice Beach und die Schattenseite von LA
An unserem letzten Tag in LA begeben wir uns nach Venice Beach und schlendern über die Strandpromenade Ocean Front Walk. Die Sonne und das wunderbare Wetter lassen die Leute gerade mal so viel Stoff wie notwendig tragen, Männer wollen ihre gut geformten Muskeln und die Frauen ihre Rundungen einem breiten Publikum präsentieren. Dazu tummeln sich Straßenverkäufer und Künstler, es ist echt was los an diesem Wochenende.
Wir lernen jedoch auch die Schattenseite von Los Angeles kennen. Wir kommen mit zwei illegal eingewanderten Mexikanern ins Gespräch. Eulalio und Ruben sind vor rund einem halben Jahr hierhergekommen und arbeiten in der Baubranche. Für einen Stundenlohn von gerade mal 9 Dollar helfen sie vor allem bei Maurerarbeiten und sonstigen Handlangerjobs. Ein Visum oder Arbeitsbewilligung scheint in weiter Ferne. Die so genannte Greencard würde dem Inhaber ermöglichen, überall in den USA zu arbeiten und zu wohnen. Immerhin reiche es, um monatlich etwas Geld in die Heimat nach Etzatlán im Bundesstaat Jalisco zu schicken.
Wir werden uns bewusst, wie privilegiert wir sind, hier unbeschwert reisen zu dürfen. Wir müssen nur ein ESTA oder US-Visum beantragen, und schon kann die Reise starten. Und sowieso müssen Bewohner aus der Europäischen Union nur für wenige Reiseländer ein Visum beantragen, wir genießen also eine große Freiheit was den Urlaub anbelangt. Beim Jobben siehts zwar wieder etwas anders aus, dies ist auch für unsereins nicht so einfach.
Nächster Stopp: Disneyland
Kein Land ist vernarrter in Autos als die Vereinigten Staaten. Einerseits weil es einfach zum American Dream gehört, andererseits weil die öffentlichen Verkehrsmittel stark zu wünschen lassen. Also lag es auf der Hand, dass wir für unseren Trip durch Kalifornien einen Mietwagen fahren möchten. Über Alamo Rent-a-Car mieten wir – man höre und staune – einen japanischen Mitsubishi.
Unser erster Stopp ist der Disneyland Park in Anaheim. Wir sind lange unschlüssig, ob wir das tun sollen. Doch es nimmt uns einfach wunder, wie das so sein wird in diesem weltberühmten Vergnügungspark. Wir ersparen dir die Einzelheiten, doch fakt ist, dass sich jeder Dollar Eintrittsgeld gelohnt hat.
Surfen und Cocktails am Pazifik
Auf dem Highway Nr. 5 cruisen wir in unserem Mitsubishi der kalifornischen Pazifikküste entlang in Richtung San Diego. In Carlsbad quartieren wir uns in einem einfachen Motel ein und versuchen uns nachmittags auf den Surfbrettern (Miete: Socal, südlich des Zentrums). Obwohl unser Instruktor Brad ungemein viel Geduld aufbringt, haben wir die wohl weniger. Nach nur zwei Stunden ist Feierabend, unsere Fortschritte sind bescheiden, hat aber trotzdem Spaß gemacht. Nun schlürfen wir lieber einige Bier und Cocktails in den coolen Beach Bars.
San Diego im südlichsten Kalifornien
Nun steuern wir unseren Mietwagen nach San Diego, in die Grenzstadt zu Mexiko. Es ist eines der sonnigsten Reiseziele Kaliforniens. Doch Strand haben wir nun gehabt, vorerst wollen wir uns einige der Highlights von San Diego anschauen.
Der Gaslamp District ist Herz und Seele der Innenstadt von San Diego. Gegen Abend geht die Post ab, zahlreiche Restaurants, Bars und Clubs buhlen um das Publikum. Wir entscheiden uns für das Greystone Steakhouse (Website des Restaurants: greystonesteakhouse.com). Wirklich fantastisch, auch wenn es preislich an der Schmerzgrenze liegt. Danach amüsieren wir uns in einer Stand up Comedy Show, obwohl wir wahrscheinlich die Hälfte der Pointen nicht verstanden haben.
Der San Diego Zoo ist vielleicht der bekannteste Zoo in den USA. Zu unseren Lieblingstieren zählen hier ein Kamel, welches wir Monza getauft haben und welches uns immer so verliebt angegrinst hat. Dazu eine Horde Affen, die wie Zirkuskünstler das volle Programm geboten haben.
Geschichtlich interessant und als Konstruktion faszinierend finden wir den Flugzeugträger USS Midway. Dieser Koloss der Meere hatte 47 Dienstjahre auf dem Buckel, als er als Museum neu konzipiert wurde. Es sind die unterschiedlichsten militärischen Exponate zu bewundern, darunter einige restaurierte Flugzeuge, die unter anderem im Zweiten Weltkrieg geflogen sind.
An der Grenze von den USA nach Mexiko
Wir lassen uns mit einem Taxi von unserem Hotel in San Diego an die mexikanische Grenze bei Tijuana fahren. Der Taxifahrer spricht zwar fast akzentfrei Englisch und doch lässt er sich entlocken, dass er als junger Bub mit seinen Eltern aus Costa Rica eingewandert sei. Sein Vater hatte damals ein Visum für eine Arbeitsstelle an der Medizinischen Fakultät der University of California San Diego (UCSD) bekommen. Seither lebt die Familie Araujo hier im Süden Kaliforniens.
Enrique setzt uns am gewünschten Punkt ab und verabschiedet sich herzlich, also ob wir ihn viel länger als die 20 Minuten kennen würden. Wir freuen uns sehr, wieder nach Mexiko reisen zu können – ganz nach dem Motto: Ein kleiner Schritt für die Menschheit, aber ein großer Schritt für uns.
Mexikanische Baja California
Im zweiten Teil unseres Roadtrips erkunden wir das mexikanische Baja California. Von der Grenzstadt Tijuana entlang der Pazifikküste, auf der Ruta del Vino durch das Weinanbaugebiet der Baja California, durch die Wüstenlandschaft mit den typischen Cardón-Kakteen, zum UNESCO-Weltkulturerbe den Höhlen, von San Francisco bis über Loreto nach La Paz und weiter bis an den südlichsten Punkt bei Cabo San Lucas.
Von Kalifornien zur Baja California
Über eine Treppe und Stahlbrücke gelangen wir also nach Mexiko. Für die Einreise ist für Touristen kein Visum notwendig, eine Touristenkarte, genannt Forma Migratoria Multiple (FMM) ist ausreichend. Das Formular ist rasch ausgefüllt, wird dann von einem Beamten nur oberflächlich in Augenschein genommen, der Reisepass abgestempelt und wir dürfen rein nach Mexiko.
Welcome to Tijuana
»Welcome to Tijuana, Tequila, Sexo y Marihuana«, singt der in Lateinamerika beliebte Musiker Manu Chao in seinem bekannten Lied. Die mexikanische Millionenstadt hat einen ziemlich schlechten Ruf, es wird als Sündenpfuhl verschrien, mit zwielichtigen Bars, Rotlichtdistrikten, sowie Hunde- und Pferderennen, um sein ganzes Geld beim Wetten loszuwerden. Trotzdem oder gerade deswegen ist Tijuana bei US-Amerikanern besonders beliebt, die gern zum Shoppen und Feiern über die Grenze kommen.
Tijuana ist die größte Stadt auf der Baja California, der langgezogenen Halbinsel. Weiter südlich herrscht eine scheinbar unendliche Weite mit den kargen Wüstenlandschaften und mächtigen Kakteen. Baja California hat so einige Highlights zu bieten, einige wollen wir auf unserem Roadtrip anschauen.
Wir übernachten jedoch nicht in Tijuana und besorgen uns gleich Fahrkarten nach Ensenada. Der etwa 115 Kilometer südlich gelegenen Ort hat sich in den vergangenen Jahren zu einem lohnenswerten Reiseziel für Touristen gemausert, die guten Wein und die moderne mexikanische Küche schätzen. Ein Ausflug in die Restaurants der Stadt und Weinberge der Umgebung lohnt sich dementsprechend. Eindrücklich finden wir auch »La Bufadora«, ein Wasser speiendes Loch an der Pazifikküste.
Salz, Dünen und Grauwale in Guerrero Negro
Als nächsten Etappenort wählen wir Guerrero Negro. Hier befindet sich die größte Salzgewinnungsanlage der Welt und die genauso unvergesslichen Eindrücke der bis zu acht Meter hohen, safranfarbenen Dunas de la Soledad. Das eigentliche Highlight in Guerrero Negro sind jedoch die Grauwale, die sich von Ende Dezember bis April in der Bucht tummeln.
Zahlreiche lokale Fischer bieten Bootstouren zur Walbeobachtung an. Wir sind mit Pepe Aguilar unterwegs, der zufälligerweise genau gleich wie ein bekannter mexikanischer Musiker heißt. Er ist ungemein liebenswert und begleitet uns voller Stolz zu den Walen.
Wir setzen unseren Roadtrip gegen Süden fort. Hier zeigt sich Mexiko von seiner ursprünglichen Seite, abseits von Tijuana und Mexicali unweit der US-amerikanischen Grenze, ist Baja California sehr dünn besiedelt.
Höhlenmalereien von San Francisco
Nicht nur das amerikanische Kalifornien hat ein San Francisco, sondern auch die mexikanische Baja California. Etwa 150 Kilometer im Landesinneren, nahe der kleinen Stadt San Ignacio ist die Landschaft wieder deutlich vom Wüstenklima und seiner Fauna geprägt. In dieser kargen, dünn besiedelten Gegend in den Bergen der Sierra San Francisco befindet sich eine Stätte des Unesco-Weltkulturerbes. In einigen Höhlen befinden sich Felsmalereien, die Experten zufolge etwa 7’000 Jahre alt sind (weitere Infos www.indianerwww.de).
Loreto in Baja California Sud
Etwa 275 Kilometer weiter südlich, bereits im Bundesstaat Baja California Sud, liegt die Kleinstadt Loreto. Hier gründeten spanische Jesuitenmönche im 17. Jahrhundert die erste Mission. Die Jesuiten spielten eine entscheidende Rolle bei der Kolonialisierung Mexikos und der Halbinsel von Baja California mit ihrem Zugang zum Pazifik galt als strategisch wichtig, beispielsweise für den Handel mit den Philippinen. Bekannt ist Loreto aber auch für seine traumhaften, naturbelassenen Strände – einige der schönsten in Baja. Deshalb bleiben wir auch ganze drei Tage in Loreto und lassen die Seele baumeln.
Nach einer langen Busfahrt erreichen wir schließlich La Paz. Die Strände an der Playa Balandra am Golf von Kalifornien sind wunderschön. Außerdem heuern wir ein Boot an, um Seelöwen auf der Isla Espiritu Santo zu beobachten.
Roadtrip endet in Cabo San Lucas
Die letzte Station auf unserem Roadtrip auf der Baja California ist Cabo San Lucas, ganz an der Südspitze der Halbinsel. Es ist zwar amerikanisiert und deutlich teurer hier, trotzdem leisten wir uns bis zum Ende unseres Urlaubs ein Zimmer mit Meerblick im Hotel RIU Palace und lassen es uns nochmals so richtig gut gehen.
Reisebericht: Susan & Thomas Langer