Mexikanische Vulkane Nevado und Volcán de Colima
Im Westen Mexikos, zwischen den beiden Bundesstaaten Colima und Jalisco, erstreckt sich der Parque Nacional Volcán Nevado de Colima. Der Nationalpark wird durch die beiden Vulkane Volcán de Colima (Volcán de Fuego) und den Nevado de Colima geprägt. Wir haben ein Trekking im Nationalpark unternommen und haben den Nevado bestiegen.
Parque Nacional Volcán Nevado de Colima
Zuerst müssen wir das mit den Namen aufklären, dies kann sehr verwirrend und irreführend sein:
- Parque Nacional Volcán Nevado de Colima: Naturschutzgebiet, welches die beiden folgenden Vulkane einschliesst.
- Volcán de Colima (3820 m): Auch Volcán de Fuego genannt, einer der aktivsten Vulkane Mexikos, kann nicht bestiegen werden.
- Nevado de Colima (4260 m): Deutlich höher und wesentlich älter, bereits erloschener Vulkan, die Besteigung ist möglich.
Obwohl die Namensgebung jeweils auf Colima lautet, liegt nur ein Bruchteil der Oberfläche des Nationalparks im Bundesstaat Colima, der Großteil seiner Fläche liegt im Nachbarstaat Jalisco. Die Grenze der beiden Bundesstaaten verläuft genau über der Spitze des Vulcán de Colima, der Nevado de Colima liegt dagegen komplett auf dem Territorium von Jalisco.
Warum der Nationalpark nur den Namen des einen Vulkans trägt und nicht von beiden oder einen neutralen Namen bekommen hat, wissen wohl nicht mal die Mexikaner. Website des Nationalparks: www.nevadodecolima.mx
Volcán de Colima (3820 m)
Der Vulkan wird auch Volcán de Fuego genannt und ist einer der aktivsten in Mexiko. Er stößt häufig Aschewolken und Lava aus oder wird von einer Dampfsäule bekrönt. Seit 1980 ist der Berg für Besucher nicht zugänglich, es gibt eine Sperrzone mit einem Umkreis von 10 km rund um den Gipfel.
In den vergangenen vier Jahrhunderten gab es Dutzende Ausbrüche, regelmäßig auch starke Eruptionen. Der letzte nennenswerte Ausbruch erfolgte im Januar 2017 und verursachte eine Aschewolke bis vier Kilometer über dem Krater.
Volcán Nevado de Colima (4260 m)
Der Vulkan liegt trotz des verwirrenden Namens nicht in Colima, sondern im Bundesstaat Jalisco, rund 130 km südlich von der Hauptstadt Guadalajara entfernt. Der nächst größere Ort und der Ausgangspunkt für die Besteigung ist die Provinzstadt Ciudad Guzmán.
Im Dekret der Bildung des Nationalparks, wird der Nevado de Colima als bedeutungsvolle Silhouette und als Denkmal von außergewöhnlicher Schönheit und Erhabenheit bezeichnet. Dem können wir nur zustimmen. Der Berg hat sogar eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Matterhorn in den Schweizer Alpen, fehlt nur die leichte Neigung des Gipfels.
Der Nevado de Colima ist 4260 m hoch, also deutlich höher als sein Nachbar Volcán de Fuego. Im Winter ist er häufig mit Schnee bedeckt – nicht umsonst bedeutet »Nevado« auf deutsch schneebedeckt. Der Bereich um den Gipfel ist von Felsen und losen Steinen geprägt. An den Hängen wachsen Kiefern- und Eichenwälder und in den unteren Bereichen herrscht ein halbtropisches Klima – was für ein Kontrast.
Toureninformationen und Tipps für die Besteigung
Schwierigkeit
Der Nevado ist nicht mehr aktiv und kann deshalb bestiegen werden. Anfänglich wanderst du auf einer Naturstraße und dann auf einem einfachen Pfad. Nur das letzte Teilstück wird fordernd, es gilt durch Felsen und loses Gestein hochzuklettern. Seile oder eine Sicherung sind nicht notwendig, doch geht es sehr steil hoch und zwangsläufig kommen die Hände zum Einsatz.
Auf der Bergwege- und Wanderskala würden wir den letzten Abschnitt als T3 klassifizieren, siehe auch www.alpenverein.de
Definition Bergweg T3: Wegspur nicht vorhanden oder ist schmal, oft steil angelegt und absturzgefährlich. Es kommen einfache Kletterstellen vor, die den Gebrauch der Hände erfordern. Trittsicherheit und Schwindelfreiheit sind unbedingt erforderlich, alpine Erfahrung von Vorteil/erforderlich.
Ausrüstung
- Warme Mütze und Handschuhe
- Bergsteigerhelm
- Trekkingschuhe
- Sonnenbrille
- Genügend Wasser und Proviant
- Passender Rucksack für die Ausrüstung
Wir waren mit einem Guide unterwegs und er rüstete uns mit einem Bergsteigerhelm aus. Er würde keine Gäste ohne Helm mitnehmen.
Übernachten am Berg
Das Campamento La Joya (3400 m) wurde früher zum Training für Hochleistungssportler gebraucht. Die Unterkunft befindet sich rund einen Kilometer nach dem Eingang zum Nationalpark. Es gibt mehrere einfache Cabañas mit Mehrbettzimmern mit Dusche und Toiletten. Soweit wir gesehen haben, musst du jedoch deinen eigenen Schlafsack dabeihaben. Man kann hier auch sein Zelt aufschlagen. Leider konnten wir nicht in Erfahrung bringen, wie und wo hier reserviert und gebucht werden könnte.
Etwa 5 km weiter oben gibt es bei einem als »La Calle« bezeichneten Ort auf 3750 m nochmals eine tolle Möglichkeit zum Campieren.
Beste Zeit für die Besteigung
Ein Trekking im Nationalpark ist grundsätzlich das ganze Jahr über möglich. Sommerzeit ist jedoch Regenzeit und daher nicht ideal. Die beste Zeit für eine Besteigung des Nevado de Colima sind die Monate Dezember bis Mai, allenfalls auch noch im November und Juni.
Von Dezember bis Februar sinken die Temperaturen oft unter 0° C. Bei windigen Verhältnissen wirkt die Kälte noch intensiver. Im oberen Bereich des Berges kann deshalb Schnee fallen, immerhin bedeutet «Nevado» auf Deutsch schneebedeckt. Du solltest also auf die passende, warme Kleidung achtgeben.
Anreise nach Ciudad Guzmán
Für die Besteigung des Nevado de Colima ist die Provinzstadt Ciudad Guzmán der ideale Ausgangspunkt. Der Ort liegt rund 130 km südlich der Großstadt Guadalajara. Mit öffentlichen Bussen kommst du bequem hin oder natürlich mit dem eigenen Fahrzeug.
Falls du in Ciudad Guzmán übernachten möchtest, empfehlen wir dir das Hotel Hacienda*, eine einfache, doch saubere Unterkunft mit einem guten Preise-Leistungs-Verhältnis und in Gehdistanz zum Stadtzentrum.
In Ciudad Guzmán findest du auch etliche Shops und Bäckereien, um dich mit genügend Proviant einzudecken.
Auf eigene Faust oder mit Guide?
Verschiedene Faktoren können dir diese Entscheidung abnehmen. Erstmal ist es bestimmt empfehlenswert, gewisse alpine Erfahrung zu haben, nur in diesem Fall solltest du das Projekt der Besteigung auf eigene Faust überhaupt in Betracht ziehen.
Ein weiterer Faktor ist die Ausrüstung. Für den obersten Teil solltest du dich mit einem Helm schützen, wegen der Gefahr von herunterfallenden Steinen. Den hat man als gewöhnlicher Reisender nicht einfach so dabei. Ein Guide kann dir einen Helm zur Verfügung stellen.
Dann der Punkt der Anreise. Die Behörden des Nationalparks empfehlen nur mit einem 4×4-Fahrzeug die Bergstraße ab Fresnillo, dem letzten Weiler vor dem Abzweiger, zu befahren. Des Öfteren bleiben gewöhnliche Autos auf der Strecke stecken. Lokale Guides haben natürlich passende Fahrzeuge verfügbar und das spricht erneut für eine geführte Tour.
Last but not least kennt ein Guide einfach die beste Route und kann dir viele wertvolle Hintergrundinfos über die Region und den Nationalpark vermitteln.
Aus all diesen Gründen haben auch wir uns für das Anheuern eines Guides entschieden. Auf Wunsch können wir dir gerne eine Empfehlung geben, schreibe uns einfach.
Erfahrungsbericht und Tourenbericht
Besteigung Vulkan Nevado de Colima
Wir sind bereits am Vorabend von Guadalajara nach Ciudad Guzmán (1500 m) gereist und haben im Hotel Hacienda* übernachtet. Am nächsten Morgen pünktlich um 5 Uhr früh holt uns unser Guide Gerardo in seinem Jeep ab. In einem Affenzahn fahren wir durch die Dunkelheit dem Vulkan entgegen.
Beim Weiler Fresnillo zweigen wir auf die Bergstraße ab. Nach 18 Kilometer und unendlich vielen Kurven gelangen wir zum Eingang des Nationalparks (3300 m). Es ist immer noch stockdunkel und keine Menschenseele weit und breit. Gerardo schiebt das unverschlossene Tor auf und weiter geht’s. Wir fahren noch rund 4 km weiter, bis kurz vor dem Camping und Picknick-Platz La Calle (3750 m).
Endlich geht’s zu Fuß los. Wir hüllen uns in alle mitgenommenen Kleider und ziehen eine Mütze und Handschuhe an, da es heute Morgen bitterkalt ist, die Nullgradgrenze lässt grüßen. Dazu bringen wir eine Stirnlampe an, um überhaupt was zu sehen. Nach etwa einer Stunde Marschzeit auf einer Naturpiste erreichen wir Las Antenas (3970 m). Auf der einen Seite verschandeln Antennen die Natur, auf der anderen Seite ergibt sich ein wunderbarer Ausblick auf den benachbarten Volcán de Fuego.
Nun wird auch das Trekking spannender. Wir traversieren einen mit Kiefern bewaldeten Berghang und erreichen Puerto Colimote (4020 m), zwar nur eine triste Geröllhalde, jedoch mit einem fantastischen Ausblick. Etliche Touren und Ausflüge führen nur bis hierher. Erkundige dich beim Buchen einer Tour unbedingt, ob die effektive Besteigung des Vulkans auch drin ist.
Nach einer wohlverdienten Verschnaufpause, stapfen wir durch eine Mischung aus Gestein, Sand und Vulkanasche weiter aufwärts. Die Vegetation hat sich verabschiedet, der Vulkan zeigt seine raue Seite. Die Stirnlampen sind wieder verstaut, eine wunderbare Morgenstimmung mit einem orange-gelben Farbton umgibt uns.
Auf dem letzten Abschnitt der Besteigung wandelt sich das Trekking in eine Kletterpartie. Nichts Schwieriges, doch angeln wir uns mit den Händen Felsbrocken um Felsbrocken hoch. Guide Gerardo verschreibt uns eine Helmpflicht. Versehentlich ins Rollen gebrachte Steine können für folgende Berggänger fatal sein. Die Höhe macht sich bemerkbar, das Vorwärtskommen ist kraftintensiver als anfangs. Die Lunge arbeitet auf Hochtouren. Noch 600 Höhenmeter bis zum Gipfelglück.
Geschafft! Der Vulkan Nevado de Colima mit seinen 4260 m ist bezwungen. Fast zeitgleich mit uns erreicht eine weitere kleine Gruppe an jugendlichen Trekkern ihr Ziel – von der östlichen, strengeren J-Route kommend. Wir freuen uns gemeinsam über die erfolgreiche Besteigung.
Nebelfetzen zaubern ein magisches Ambiente herbei. Der tiefer gelegene Volcán de Fuego präsentiert sich in seiner anmutenden konischen Form im schönsten Licht. Westlich erstrecken sich die Bergzüge der Sierra de Manantlán, welche wir vor einigen Jahren auf unserem Trekking durch die Sierra Madre durchquert haben. In südwestlicher Richtung, weit am Horizont, ist sogar der Pazifische Ozean schwach zu erkennen, dort wo sich Colimas bekannter Badeort Manzanillo befindet.
Nur die Kälte ist sehr intensiv, der Wind trägt das seine bei. Deshalb beschließen wir bald wieder abzusteigen. Wir wählen eine etwas andere Route, können somit auf einem Hang aus Asche runterhüpfen – ein riesiger Spaß. Somit sind wir in einem Bruchteil der Zeit unten bei Puerto Colimote.
Die Wanderung bis zu unserem Fahrzeug ist dann ein Kinderspiel. Bereits am frühen Nachmittag sind wir zurück in Ciudad Guzmán und feiern mit einigen Cervezas und Tacos unsere Besteigung des Vulkans Nevado de Colima.
