Mexikanische Korruption mit Biss

Korrupte Polizisten, bestechliche Bürokraten und Macht missbrauchende Politiker sind an der Tagesordnung in Mexiko. Korruption, Bestechung und Vetternwirtschaft bestimmen das gesellschaftliche Leben und bewirken den moralischen Verfall der ganzen Bevölkerung.

Bestechung als Kulturgut

Die Korruption und Vetternwirtschaft ist ein integraler Bestandteil der mexikanischen Gesellschaft, wie generell in den meisten lateinamerikanischen Ländern. Die Korruption ist der Missbrauch einer Funktion oder Position, um sich einen persönlichen Vorteil zu beschaffen, oft finanzieller Natur. Eine kleine Mordida (zu deutsch »Biss«, umgangssprachlich gebräuchlicher Begriff für das Bestechungsgeld) kann den Prozess in der sonst oft überlasteten und überforderten öffentlichen Verwaltung beschleunigen oder erspart einem den Gang auf den Polizeiposten, zum Beispiel bei Verkehrssünden.

Zahlungsmodalitäten

Gerade die Transitos, die Verkehrspolizisten, sind die wahren Könige der alltäglichen Korruption. Da werden einem fast ausnahmslos offen und direkt zwei Zahlungsmodalitäten offeriert, entweder die offizielle Verkehrsbusse oder eine beträchtlich geringere persönliche Spende. Da müssen die meisten Mexikaner auch nicht lange überlegen welche Option sie wählen, weil derjenige der die Bestechungsgelder zahlt, nimmt sich immer als Opfer wahr. Schuld an der ganzen Misere der Korruption ist in den Augen der Mexikaner die Regierung und deren Vertreter, obwohl es natürlich immer zwei partizipierende Parteien braucht.

Polizei und die Korruption
Was soll es denn sein, die Verkehrsbusse oder die persönliche Spende? Korrupte Polizisten sind an der Tagesordnung in Mexiko.

Wirtschaftliche Notwendigkeit?

Andererseits, wenn wir gleich beim Beispiel der Verkehrspolizisten bleiben, ist deren Einkommen so gering, dass es ein notwendiges Übel wird, das Gehalt auf diese Art aufzubessern, zumindest wird es mit der wirtschaftlichen Notwendigkeit entschuldigt. Die Vorgesetzten sehen das gleich, das Vorgehen wird stillschweigend akzeptiert und oft erhalten sie einen Anteil der illegal erworbenen Schmiergeldzahlungen. Somit sind ironischerweise alle Beteiligten zufrieden, der Verkehrssünder, der Polizist und auch der Staat, der die tiefen Löhnen beibehalten kann. Kann man also Korruption immer moralisch verurteilen?

Bestechungsaffären auf allen Ebenen

Auf einem ungemein höheren Niveau wechseln aber auch ganz andere Beträge von Schmiergeldzahlungen den Besitzer. Journalisten lassen sich bezahlen um bestimmte Informationen zu verbreiten, Unternehmen gelangen damit zu sicheren Aufträgen, Fussballmannschaften gewinnen überraschend Spiele und Drogenkartelle erkaufen sich eine Pinkelpause – zufälligerweise müssen alle Zollbeamten gleichzeitig plötzlich auf die Toilette, während das Transportfahrzeug mit der illegalen Ware die Grenze passiert.

Korrupion in der Bürokratie
Um in der trägen Bürokratie was zu erreichen, fliesst oft Schmiergeld.

Transperancy International

In der von Transparency International veröffentlichten Liste der korruptesten Länder, rangiert Mexiko auf dem ruhmlosen 124. Rang von total 174 analysierten Ländern im 2021. Und trotz den von Politikern immer wieder gross angekündigten Kampagnen gegen die Korruption, scheint das Thema der Bestechung ein nur sehr schwierig zu bekämpfendes Übel zu sein. Und genau die mexikanischen Politiker geniessen überhaupt nicht den Ruf, mit gutem Beispiel voranzugehen.

Als Besucher von Mexiko muss jeder selbst entscheiden, wie man das moralisch handhaben will. Ist es bloss ein Teil der mexikanischen Kultur und man passt sich an? Oder bringt man seine eigene Überzeugung ein?