Sehenswertes entlang der Avenida Vallarta
Die Avenida Vallarta ist eine wichtige Durchgangsstraße in Guadalajara. Sie führt vom historischen Stadtzentrum gegen Westen, zuerst durch den Stadtteil Colonia Americana und schlussendlich raus aus der Metropole. Verpasse keinesfalls das Viertel mit der größten Persönlichkeit kennenzulernen. Die sehenswerten Highlights sind die Kirche Expiatorio, das Kunstmuseum der Universität von Guadalajara, die trendige Avenida Chapultepec, das Tor zur Stadt Los Arcos und die Glorieta Minerva, eines der Wahrzeichen von Guadalajara.
Verlauf der Magistrale Avenida Vallarta
Die mehrspurige Avenida Juárez führt in westliche Richtung aus dem historischen Stadtzentrum in den angrenzenden Stadtbezirk Colonia Americana. Nach der Querung der Avenida Enrique Díaz de Léon wechselt der Name zu Avenida Vallarta. Sie ist die nur in westliche Richtung befahrbare Hauptverkehrsader des Viertels. Die nächste bedeutende Querstraße ist die Allee von Chapultepec, bekannt als Ausgehmeile mit zahlreichen Restaurants, Cafés und Bars.
Schnurgerade führt die Avenida Vallarta weiter durch die monumentalen Torbögen Los Arcos hindurch, einem emblematischen Symbol von Guadalajara. Ein weiteres Wahrzeichen folgt gleich dahinter, der Verkehrskreisel »Glorieta Minerva« mit dem Monument der Göttin Minerva.
Die Magistrale scheint nicht enden zu wollen, sie führt über etliche Kilometer auf direktem Weg aus der Stadt. In diese Richtung kannst du schlussendlich sogar das Fernziel Puerto Vallarta erreichen, den bekannten Urlaubsort am Pazifischen Ozean.
Stadtteil Colonia Americana
Angrenzend an das historische Stadtzentrum findest du eines der bekanntesten Stadtviertel von Guadalajara, die Colonia Americana. Die Nachbarschaft blüht so richtig auf. Die zentrale Lage ermöglichst einen abwechslungsreichen und unterhaltsamen Lebensstil zu führen, der die urbane Realität widerspiegelt. In den letzten zehn Jahren hat das Wohnquartier seine Identität mit einem trendigen, unkonventionellen und intellektuellen Klima gefestigt. Gegenwärtig konzentriert sich ein beträchtlicher Teil des gesellschaftlichen Lebens der Stadt auf dieses Viertel. Hier findest du die höchste Konzentration an gemütlichen Cafés, innovativen Restaurants und angesagten Nachtclubs, namentlich rund um die Avenida Chapultepec, Guadalajaras Ausgehmeile.
Die Colonia Americana wurde geplant, als die Philosophie der Gartenstädte und die damit verbundene hohe Lebensqualität vorherrschte. Verschiedene alte Häuser und Villen der reichen Leute der Porfiriato-Ära sind noch präsent. Darunter das berühmteste von allen, die »Casa de los Abanicos«, die heute als angesehener Ort für private Veranstaltungen fungiert. Viele der historischen Gebäude konnten ihren ursprünglichen architektonischen Stil bewahren, dienen nun als Firmensitze, Geschäfte, Restaurants oder soziale Clubs.
Ein Spaziergang durch die Straßen von Guadalajaras Colonia Americana bietet dir, ähnlich wie im historischen Kern, eine Fülle an architektonischem Erbe. Das Gebiet ist sehr weitläufig, aber es macht Spaß sich hier treiben zu lassen und seine eigenen Highlights zu entdecken.
Stadtpark Parque Revolución
Kehren wir zurück zum östlichsten Punkt, dort wo das historische Stadtzentrum in die Colonia Americana überläuft. Hier liegt der schattige Parque Revolución. Charakteristisch sind die Elemente in Rot und Gelb. Auch wenn der Parque Revolución im Verlauf der Jahre erhebliche Veränderungen erfahren hat, sind die rot-gelben Bänke, Brunnen und der Pavillon immer noch intakt.
Der Park wurde damals erschaffen, um den Bewohnern von Guadalajara am Rande der historischen Altstadt ein Naherholungsgebiet zu bieten. Längst hat die Urbanität die Grünanlage vereinnahmt. Zwei mehrspurige Hauptverbindungsstraßen zerstören die ursprünglichen Vorzüge von Ruhe und Erholung. Gleichwohl scheint das die Tapatios, die Bewohner von Guadalajara, nicht zu stören, der Park ist ein beliebter Treffpunkt. In jüngsten Jahren haben sich rundherum einige Cafés angesiedelt, was die Umgebung noch attraktiver macht.
Universität von Guadalajara und Kunstmuseum MUSA
Nur drei Straßenzüge weiter westlich, erkennst du rechterhand das riesige Verwaltungsgebäude und Rektorat der öffentlichen Universität Universidad de Guadalajara (UdeG). Unterrichtet wird hier jedoch nicht, die Campus der unterschiedlichen Studienrichtungen sind verstreut im ganzen Stadtgebiet.
Guadalajara ist die zweitgrößte Stadt Mexikos und die UdeG ist die zweitgrößte Uni des Landes. Die Institution ist sehr aktiv im gesellschaftlichen und kulturellen Leben von Guadalajara. Auf Initiative der Universität wurde die Feria Internacional del Libro (FIL) gegründet, die zwischenzeitlich größte Buchmesse für Veröffentlichungen in spanischer Sprache. Auch das wichtigste lateinamerikanische Film Festival wurde von der Universität ins Leben gerufen, das Festival Internacional de Cine en Guadalajara (Website: FICG)
Auf der anderen Straßenseite erfreut ein altehrwürdiges Bauwerk das Auge. Das von der Universität von Guadalajara geförderte Kunstmuseum MUSA (Museo de las Artes) fokussiert auf das Verständnis, die Verbreitung und der Darstellung der wichtigsten künstlerischen Ausdrucksformen.
Die MUSA-Sammlung besteht aus mehr als hundert Werken nationaler und ausländischer Künstler. Der ganze Stolz des Museums sind die Wandbilder des mexikanischen Künstlers José Clemente Orozco, einer der Begründer der zeitgenössischen mexikanischen Malerei. Der gleiche Künstler hat im Stadtzentrum im Hospicio Cabañas ebenfalls eindrücklich Murales gestaltet.
Templo Expiatorio del Santísimo Sacramento
Gegenüber dem Museo de las Artes befindet sich der im gotischen Stil erbaute Templo Expiatorio (Kirche der Sühne). Verantwortlich war der italienische Architekt Adamo Boari, der weitere eindrückliche Bauwerke in Mexiko Citys Altstadt erschaffen hat, wie das Wahrzeichen Palacio de Bellas Artes und das pompöse Hauptpostgebäude, welches sogar als Post Palast bezeichnet wird.
Die Arbeiten begannen 1897, mussten jedoch wegen der mexikanischen Revolution unterbrochen werden. Erst 75 Jahre später wurde das katholische Gotteshaus vollendet. Bezeichnend sind die gewaltigen Steinsäulen und die 15 m hohen, mit Mosaiken geschmückten Fenster. Wenn du die Kirche früh am Tag oder am späten Nachmittag besuchst, während die Sonne tief am Himmel steht, siehst du das Buntglas in seiner ganzen Pracht.
Über die Attraktivität des Platzes davor gehen die Meinungen wohl auseinander. Uns erscheint die Gestaltung denkbar unglücklich und wenig charmant. Bäume wurden in betonierte Elemente gepfercht, die auch als Sitzgelegenheit dienen. Die Lebensspanne der Pflanzen wird wohl nicht allzu groß sein. Wenn der Brunnen mitten auf dem Platz ohne Wasser ist, wirkt alles noch trister. Hier wurde eine Chance verpasst, den knapp verfügbaren Platz zu einer echten urbanen Oase zu formen.
Avenida Libertad und La Casa de los Abanicos
Eine der angenehmsten Optionen für eine Bummel durch die Colonia Americana ist die Calle Libertad. Sie startet als kleine Straße ab der Avenida Chapultepec und verwandelt sich dann in einen attraktiven Boulevard. Beidseitig erheben sich Bäume und prägen das Erscheinungsbild. Das Wohnquartier umfasst mal moderne, langweilige Häuser und dann wieder prächtige Herrenhäuser aus den goldenen Zeiten.
Das Kronjuwel der architektonischen Pracht in der Colonia Americana ist die Casa de los Abanicos. Das Anwesen wurde Ende des 19. Jahrhunderts im französischen Stil erbaut und hat manch großes Ereignis miterlebt. Die Casa de los Abanicos gilt als historisches und kulturelles Erbe des Bundesstaates Jalisco.
Das Gebäude hat viele Male den Besitzer gewechselt und wurde irgendwann verlassen. Ein Konsortium einiger Geschäftsleute kaufte das Haus gegen Ende des 20. Jahrhunderts, um es zu renovieren und restaurieren, unter Beibehaltung der aristokratischen Atmosphäre. Es dient nun als edler Veranstaltungsort und ist beliebt für exklusive Hochzeitfeiern. Leider ist das Gebäude für sonstige Besucher nicht zugänglich. Aber komm trotzdem vorbei und wirf einen Blick durch den Zaun auf den prachtvollen Garten und die außergewöhnliche Architektur.
Allee von Chapultepec
Im Herzen des Stadtquartiers Americana befindet sich die trendige Avenida Chapultepec, einer unserer Lieblingsorte in Guadalajara. Mächtige Bäume, zahlreiche Brunnen und Denkmäler prägen den einladenden Boulevard. Mittendrin findest du Sitzgelegenheiten, um das Geschehen rundherum zu beobachten.
Die Zona Chapultepec bietet viele Unterhaltungsmöglichkeiten, es ist ein Treffpunkt für Menschen jeden Alters. Ältere Señores halten einen Schwatz, Skateboarder zeigen ihr Können, einige Wagemute tanzen Salsa, Familien gönnen sich ein Eis, verliebte Paare kuscheln auf den Parkbänken, Freunde treffen sich zu einem Kaffee, Kunstinteressierte begutachten eine Open Air Ausstellung und Touristen lassen sich vom entspannten Ambiente anstecken.
Jeweils samstags findet der Tianguis statt und die ganze Gegend wird von Marktständen eingenommen. Diese bieten eine große Auswahl an Gegenständen wie Schmuck, Kunsthandwerk, Bücher und vieles mehr. Zudem kannst du viele kulturelle Aktivitäten erleben, wenn Musikgruppen und Straßenkünstler auftreten. Auch für das leibliche Wohl wird gesorgt. Die Vielzahl an Restaurants und Cafés lassen keine Wünsche übrig. Die Zona Chapultepec ist ferner bekannt für sein pulsierendes Nachtleben. Du findest hier Bars und Clubs für jeglichen Geschmack und Vorlieben.
Los Arcos Vallarta
Die zwei beeindruckenden Bögen Los Arcos sind eines der bekanntesten Bauwerke und ein Wahrzeichen der Stadt Guadalajara. Bei der Konstruktion ließ man sich inspirieren vom Arc de Triomphe in Paris, berücksichtigte jedoch auch lokale Handwerkskunst, mit traditionellen Kacheln aus dem Vorort Tlaquepaque.
Das Monument wurde zur Feier des 400. Jahrestag der Gründung von Guadalajara errichtet. Ursprünglich dienten die neoklassizistischen Bögen als extravaganter Eingang in die Stadt. Im Laufe der Jahre wuchs die Metropole um Los Arcos herum.
Die Bögen sind je acht Meter breit und vierzehn Meter hoch. Je zwei Fahrspuren der Avenida Vallarta führen unten durch. Die Gesamthöhe des Denkmals beträgt 21 Meter. Auf jeder Seite befinden sich Nischen mit Brunnen. In der Mitte des Bogens prangt Guadalajaras Wappen, auf dem zwei Löwen gegen eine Eiche posieren. Früher konnte man die südliche Säule hochsteigen, um den Ausblick über die Umgebung zu genießen. Da sind wir gar nicht sicher, ob das immer noch möglich ist. Was sich jedenfalls lohnt, ist ein Besuch abends, wenn Los Arcos in bunten Lichtern illuminiert werden.
Glorieta Minerva
Die Glorieta Minerva ist ein Symbol und Wahrzeichen von Guadalajara. Die Statue in der Mitte stellt die römische Gottheit Minerva dar. Bei Glorieta könnte man meinen, es beziehe sich auf ein Synonym für Ruhm und Glanz. Fakt ist, dass in Mexiko eine Glorieta ganz unprätentiös ein Verkehrskreisel ist. Die Minerva ist wie das Herz der Verkehrsführung, auf sechs Arterien geht’s danach in alle Richtungen weiter.
Die konstante Verkehrslawine ist gnadenlos – 24 Stunden lang. Fünfspurig schleppt sich der Verkehr meist zähflüssig dahin. Bestimmt ein Duzend verschiedene Buslinien machen sich mit jeglicher Art von motorisierten Vehikeln den Platz streitig. Autofahren ist nervenaufreibend, es scheinen sämtliche Verkehrsregeln gebrochen zu werden, Anarchie pur. Es grenzt an hohe Kunst, mit seinem Fahrzeug den Kreisel lebend zu meistern. Ein lokaler Kollege erklärte mir mal, dass bei der Fahrprüfung in Guadalajara jeder den Fahrausweis bekommt, der heil aus dem Verkehrschaos rauskommt.
Nach dieser nüchternen Sachlage zum Verkehr, nun die romantischere Betrachtungsweise und zur Symbolik der Minerva. Das Monument wurde in den 1950er Jahren errichtet, damals noch weit außerhalb des eigentlichen Stadtzentrums. Ein Gouverneur wollte der stolzen Hauptstadt des Bundesstaats Jalisco Tribut zollen und ein entsprechendes Denkmal setzen. Insgeheim wohl auch um sich im Gespräch zu halten, wie das mit Politikern so ist.
Also entstand der damals größte Brunnen der Metropole, mit einem Durchmesser von stolzen 74 m und einer majestätischen Statue in der Mitte. Minerva ist die römische Göttin der Weisheit, Kunst und Verteidigung. Sie trägt einen Helm und einen Speer, um die Stadt zu bewachen.
Auf beiden Seiten der Sockelmauer stehen die beiden Leitsprüche:
- »Justicia, Sabiduría y Fortaleza custodian a esta leal Ciudad«, Gerechtigkeit, Weisheit und Stärke bewachen diese treue Stadt
- »A la Gloria de Guadalajara«, zur Ehre von Guadalajara
Dabei plätschern zwei kleine Wasserfälle in den etwas tiefer gelegenen Brunnen. Springbrunnen umrahmen das Monument. Ein grüner Rasen, Blumen und Agavepflanzen umgeben das Wahrzeichen und setzen farbenfrohe Akzente.
Doch Glorieta Minerva ist viel mehr als ein Verkehrskreisel. Protestmärsche starten oder enden traditionell hier. Für Feiern und kulturelle Veranstaltungen wie Konzerte wird schon mal das ganze Gebiet großzügig abgesperrt. Der Guadalajara City Marathon führt hier ebenso vorbei wie Radrennen. Dazu ist die Gegend Teil der Via Recreativa, den verkehrsfreien Sonntagen, wenn Fußgänger, Jogger, Skater und Radfahrer die Straßen für sich beanspruchen.
Außerdem hat La Minerva eine starke Bedeutung für Fußballfans. Hier werden die wichtigen Siege der örtlichen Fußballmannschaft Club Deportivo Guadalajara (Chivas) gefeiert, wie auch sportliche Erfolge der mexikanischen Nationalmannschaft.
Via Recreativa: Guadalajara autofrei genießen
Jeweils am Sonntagmorgen, von 8 – 14 Uhr, werden wichtige Verbindungsstraßen für den Autoverkehr gesperrt. Dank der Initiative der Via Recreativa können die Menschen ihre Freizeitaktivitäten ungestört ausüben. Spaziergänger, Jogger, Radfahrer, Skateboarder, Rollschuhfahrer etc. beanspruchen die Fahrwege für sich. Von der Glorieta Minerva bis zur Avenida Chapultepec und entlang der ganzen Avenida Vallarta kannst du bis ins Stadtzentrum gelangen. Es gibt keinen besseren Weg, um einen Sonntagmorgen in Guadalajara zu verbringen, sich aktiv zu betätigen und dabei noch die Stadt kennen zu lernen.