Atlas und die mexikanische Fussballiga
Atlas FC ist einer der beiden großen Fussballclubs aus Guadalajara. Es herrscht eine ewige sportliche Rivalität mit dem Club Deportivo Guadalajara (Chivas). Die Talentschmiede von Atlas ist legendär. Große Namen wie Rafael Marquéz (Monaco, Barcelona), Pavel Pardo (Stuttgart) und Andrés Guardado (Deportivo de la Coruña, Valencia, Betis Sevilla und Bayer Leverkusen), haben das ABC des Fussballspielens bei Atlas gelernt. Nach 70 Jahren der Abstinenz, gewann der Verein 2021 und 2022 den mexikanischen Meistertitel der Liga MX.
Steckbrief
- Name: Atlas FC oder Atlas Fútbol Club (früher auch Club Atlas und Club de Fútbol Atlas)
- Übernamen: Los Rojinegros (die Rotschwarzen), Los Zorros (die Füchse), La Furia (die Furiosen), La Academia (die Akademie)
- Gründung: 1916
- Farben: Rot-Schwarz
- Stadion: Estadio Jalisco, Guadalajara
- Meistertitel: 1951, 2021 (Torneo Apertura), 2022 (Torneo Clausura)
- Offizielle Website: www.atlasfc.com.mx
Gründung und sportliche Geschichte
Die frühen Jahre
Zu Beginn des letzten Jahrhunderts studierten mehrere junge Leute aus Guadalajara an Colleges in England. Hier lernten sie das damals neue Fußballspiel kennen. Als sie nach Mexiko zurückkehrten, beschlossen sie 1916 den Atlas Club zu gründen. Das Team erhielt seinen Namen zu Ehren des Titanen Atlas aus der griechischen Mythologie.
El Parque Paradero zwischen Guadalajara und dem Vorort Tlaquepaque war die erste Spielstätte. In den folgenden Jahren konnte Atlas gleich mehrere Titel in einer regionalen Meisterschaft im Bundesstaat Jalisco gewinnen.
Ab 1943 spielten die beiden lokalen Teams Atlas und Deportivo Guadalajara (Chivas) in der neuen nationalen Profiliga. 1951 gelang Atlas als erstem Fußballverein aus Guadalajara der Meistertitel in der höchsten mexikanischen Liga.
In den 1970 und 1980 Jahren verlor das Team den Anschluss an die nationalen Spitzenteams und man stieg mehrmals in die Zweitklassigkeit ab. Meist gelang zwar die unmittelbare Rückkehr ins Oberhaus, doch kämpfte der Club abermals gegen den Abstieg.
Goldene Ära der Talente
Erst in den 1990er Jahren erlebten die Rojinegros unter der Leitung des argentinischen Trainers Ricardo La Volpe einen Aufschwung. Die vielversprechende Spielergeneration mit Rafael Márquez, Daniel Osorno, Juan Pablo Rodriguez, Pavel Pardo, Mario Méndez und Miguel Zepeda mischte die Meisterschaft auf. Etliche schafften auch den Sprung in die mexikanische Nationalmannschaft und danach zu europäischen Spitzenclubs.
Doch obwohl die Mannschaft unheimlich viel Talent und Potenzial besaß, konnte man die Meisterschaft nicht gewinnen. Sehr tragisch war das Finalspiel 1999 gegen Deportivo Toluca. Das Hinspiel endete 3:3, das Rückspiel im heimischen Estadio Jalisco ging mit 2:2 aus. Im entscheidenden Elfmeterschießen unterlag das Team aus Guadalajara mit 4:3.
Von Abstiegssorgen zum Meisterrennen
In den letzten Jahren kämpfte Atlas FC relativ erfolglos und war immer wieder von Abstiegssorgen geplagt. In der Saison 2021 sah es jedoch komplett anders aus. In der regulären Saison schafften es Los Zorros auf dem 2. Platz, nur hinter dem mächtigen Club América aus Mexiko City.
In den Playoffs schied das Team aus der Hauptstadt überraschend aus. Atlas ging seinen Weg und warf im Viertelfinale Monterrey aus dem Rennen und qualifizierte sich gegen die Pumas (Universitätsteam aus der Hauptstadt) für das Finalspiel. Gegen Léon resultierte ein Sieg und bescherte Atlas nach einer langen 70-jährigen Durststrecke endlich einen weiteren Meistertitel.
Erneuter Meistertitel 2022
Wer hätte gedacht, dass Atlas FC auch im Frühjahr 2022 wieder im Meisterrennen mitmischen würde. Nach den Ligaspielen belegte das Team den 3. Rang, hinter Pachuca und Tigres. Im Viertelfinale der Liguilla trafen sie ausgerechnet auf den Erzrivalen Deportivo Guadalajara, konnten jedoch die Partie erfolgreich für sich entscheiden.
Der Gegner im Halbfinale waren die Tigres aus Monterrey, welche mit einem Gesamtscore von 4:5 aus dem Rennen geworfen wurden. Am Sonntag 29. Mai 2022 dann der große Triumph im Finalspiel gegen das Team aus Pachuca – Atlas FC krönte sich zum dritten mal in der Vereinsgeschichte zum Champion in Mexikos Liga MX.
Rivalität zwischen Atlas und Chivas
Der Club Deportivo Guadalajara, allgemein bekannt als Chivas, ist einer der beliebtesten und erfolgreichsten Fußballclubs überhaupt in Mexiko. Mit 12 Titeln sind sie der Rekordmeister der mexikanischen Liga. Interessant ist der Fakt, dass der Club nur in Mexiko geborene Spieler einsetzt, also keine ausländischen Verstärkungsspieler akzeptiert. Die Heimspiele werden im Estadio Akron (Kapazität rund 46‘000 Zuschauer) im Stadtteil Zapopan ausgetragen.
In Guadalajara duellieren sich Los Rojinegros del Atlas mit dem Club Deportivo um die sportliche Vorherrschaft in Guadalajara und um die Gunst der lokalen Fußballfans. Das Spiel zwischen den beiden Mannschaften wird »Clásico Tapatío« genannt. Das Stadtderby garantiert jeweils ausverkaufte Stadien und sorgt für viel Diskussionsstoff vor und nach dem Spiel.
Stadion Estadio Jalisco
- Adresse: Colonia Independencia, Calle 7 Collinas
- Eröffnung: 1960
- Kapazität: 56’000 Zuschauer
- Heimteams: Atlas FC und Leones Negros de la UdeG (Universitätsteam)
In den 1950er Jahre wurde deutlich, dass durch das Wachstum der Stadt und die steigende Popularität des Fußballsports, die bestehenden Stadien von Guadalajara nicht mehr ausreichen. Die drei Vereine Atlas FC, Deportivo Guadalajara und Oro de Jalisco schlossen sich zusammen, um die Finanzierung gemeinsam zu stemmen. 1960 war es soweit, das monumentale Estadio Jalisco im Stadtbezirk Independencia wurde feierlich eingeweiht und diente den drei Clubs fortan als Heimstadion.
Oro de Jalisco spielt jedoch zwischenzeitlich nicht mehr Spitzenfußball. Außerdem errichtete Chivas Guadalajara 2010 ein eigenes Stadion im nördlichen Teil der Stadt. Dafür trägt das erstarkte Team der Universidad de Guadalajara, die Leones Negros de la UdeG, die Meisterschaftsspiele der zweithöchsten mexikanischen Liga nun im Estadio Jalisco aus.
Atlas Fúbol Club bleibt seinem Heimstadion treu. Hier versammeln sich die Atlas-Fans, auch als »La Fiel« (die Treuen) bekannt, ein passender Name für einen Fanclub, der 70 Jahre auf den nächsten Meistertitel ausharren musste. Die wichtigste organisierte Unterstützergruppe ist »La Barra 51«. Der Name ist eine Anspielung auf das Jahr 1951, als Atlas erstmals mexikanischer Fußballmeister in der obersten Liga »Primera División« wurde.
Auf internationalem Parkett war das Estadio Jalisco bereits drei Mal im Rampenlicht der Fußballfans, das Stadion war an der Fußball-WM 1970 und an der Weltmeisterschaft 1986 Austragungsort. Dazu wurde der FIFA-Konföderationen Cup 1999 im Aztekenstadion in Mexiko-Stadt und im Estadio Jalisco in Guadalajara durchgeführt.
Nachwuchsförderung und Talentschmiede
Die Nachwuchsförderung ist seit jeher ein wichtiger Bestandteil der Philosophie des Clubs. In der Fußballschule »La Academia« werden die jungen Talente ausgebildet. In den 1980er und 1990er Jahren entwickelten sich hier die besten Talente von ganz Mexiko. Namhafte Spieler machten danach in der mexikanischen Liga wie auch in europäischen Ligen Karriere und wurden zu wichtigen Schlüsselspielern in der mexikanischen Nationalmannschaft: Rafael Márquez, Pavel Pardeo, Andrés Guardado, Jesús Corona, Oswaldo Sánchez, Jared Borgetti, Miguel Zepeda, Mario Méndez und Juan Pablo Rodríguez, um nur einige zu nennen.
Zu internationalem Ruhm gelangten insbesondere die drei folgenden Atlistas:
- Rafael Márquez (135 Länderspiele): Atlas Guadalajara, Mexiko (1996-1999), AS Monaco, Frankreich (1999-2003), Barcelona, Spanien (2003-2010), New York Red Bulls, USA (2010-2012), León, Mexiko (2013-2014), Hellas Verona, Italien (2014-2015), Atlas Guadalajara, Mexiko (2016-2018)
- Pavel Pardo (148 Länderspiele): Atlas Guadalajara, Mexiko (1993-1998), Tecos, Mexiko (1998-1999), Club América, Mexiko (1999-2006), VFB Stuttgart, Deutschland (2006-2008), Club América, Mexiko (2009-2011), Chicago Fire, USA (2011-2012)
- Andrés Guardado (174 Länderspiele): Atlas Guadalajara, Mexiko (2005-2007), Deportivo de la Coruña, Spanien (2007-2012), Valencia, Spanien (2012-2014), Bayer Leverkusen, Deutschland (2014, Leihe), PSV Eindhoven, Holland (2014-2017), Betis Sevilla, Spanien (2017-heute)