Auf den Spuren der Maya Zivilisation
Cobá gilt als eine der wichtigsten antiken Maya-Städte auf der heutigen Halbinsel Yucatán. Die Ruinen liegen wunderschön im Dschungel, umgeben von Lagunen und unterirdischen Seen, die so genannten Cenotes. Der Ort erreichst du auf einem Tagesausflug von Cancún, Playa del Carmen oder Tulum aus.
Cobá wurde erstmals 1842 in zeitgenössischen Texten des amerikanischen Entdeckers John Lloyd Stephens erwähnt, obwohl das Instituto Nacional de Antropologia e Historia (INAH) sagt, dass Lloyd Stephens die Stätte gar nie besucht habe. Wichtige archäologische Erkundungen begannen erst im 20. Jahrhundert.
Die früheste Siedlung, von der angenommen wird, dass sie aus kleinen Dörfern rund um Seen bestand, stammt aus der Zeit zwischen 100 vor Christus und 300 nach Christus. Die Stadt erreichte ihre Blütezeit in den Jahren 600-1000. Die Bewohner unterhielten Beziehungen zu anderen Maya-Städten auf der Halbinsel Yucatán und im Petén in Guatemala.
Um 900-1000 ließ sich Cobá in einen Machtkampf mit Chichén Itzá ein und wurde besiegt. Während ihre Einflussnahme danach abnahm, bestand die Stadt noch mehrere Jahrhunderte und wurde schließlich um das 16. Jahrhundert aufgegeben.
Während seiner Blütezeit wird die Bevölkerung von Cobá auf über 50‘000 geschätzt. Laut INAH haben Archäologen 14 Herrscher identifiziert, die Cobá zu seiner Größe geführt haben. Eine Herrscherin namens Ixik Yopaat, die zu Beginn des 7. Jahrhunderts 40 Jahre lang regierte, gilt als eine der wichtigsten.
Sacbé – die weißen Straßen
Cobá erstreckte sich auf über 70 Quadratkilometern und war gut eingebunden in ein Netzwerk von gepflasterten Straßen. Wegen der vom Kalkstein stammenden weißen Oberfläche nennen die Maya diese Verbindungswege sacbé (weiße Straße, sacbeob im Plural). Sie führten zu bestimmten Bauwerken oder zu anderen Städten. Eine davon ermöglichte Handelsbeziehungen zu Tulum an der Karibikküste. Die längste führte in schnurgerader Linie über 100 km nach Westen nach Yaxuna und von dort weiter bis Chichén Itzá.
Die meisten Transporte auf sacbes wurden bei den kühlen Temperaturen nachts durchgeführt. Der weiße Kalkstein bot einen natürlichen Wegweiser, besonders wenn er von Mondlicht beleuchtet wurde. Interessant ist auch der Fakt, dass die Waren von Menschen oder Tieren getragen wurden. Das Volk der Maya kannten zwar das Rad, aber sie wandten die Technologie nicht für Transportkarren an.
Krokodile im Cobá-See
Der Hauptbereich der Stadt war von mehreren Lagunen umgeben. Noch heute gibt es den bemerkenswerten, fast kreisrunden Cobá-See vor der archäologischen Zone. Mit etwas Glück siehst du eines der Krokodile, welche sich im Schilfgürtel tummeln und sich gerne auf den Holzstegen sonnen. Schwimmen ist also Tabu für Touristen.
Besuch von Cobá
Du betrittst die archäologische Zone am wunderschönen Cobá-See. Es gibt einige Hauptgebäudegruppen und viele andere Strukturen, die über das Gelände verteilt sind. Bereite dich daher auf ausgedehnte Spaziergänge vor. Du kannst auch ein Fahrrad mieten oder ein Bici-Taxi anheuern, um mehrere Bereiche des Geländes zu erkunden.
Am Eingang befindet sich die Cobá-Gruppe, die als ältester Abschnitt mit über 50 Bauwerken identifiziert wird. Das wichtigste Bauwerk ist eine Pyramide, die La Iglesia (Kirche) genannt wird und fast vollständig von Vegetation verschlungen wird. Interessant ist auch der Ballplatz, einer von zwei auf dem Gelände. Er umfasst zwei parallele Gebäude mit kreisförmigen Steinringen. Beim »Juego de Pelota« ging es darum, einen schweren Ball aus Kautschuk, mit Hilfe der Hüfte oder Schultern durch die Ringe zu befördern. Je nach Informationsquelle wurden die Verlierer oder auch Gewinner (da es eine Ehre war für die Götter zu sterben) nach dem Spiel geopfert.
Gegen Nordosten kommst du zur Macanxoc-Gruppe, wo etliche Altäre und Stelen (beschrifteten Steinsäulen) mit historischen Aufzeichnungen zu sehen sind. Die große Anzahl von Stelen zeigt die spirituelle Bedeutung des Ortes.
Nohoch Mul Pyramide
Der große Höhepunkt von Cobá haben wir uns zum Schluß aufbewahrt, die Nohoch Mul Pyramide. Der Name bedeutet in der Sprache der Maya »großer Hügel«. Die Pyramide ist das höchste Gebäude auf dem Gelände mit einer Höhe von etwa 42 Metern.
Bei unserem letzten Besuch war die Besteigung von Nohoch Mul leider nicht mehr möglich. Wir sind nicht sicher, ob dies immer noch eine Konsequenz aus Zeiten von Corona ist oder ob die Pyramide künftig wirklich nicht mehr bestiegen werden darf. Jedenfalls galt es für die Besteigung rund 120 steile Treppenstufen zu bewältigen. Der Ausblick oben beim Tempel über die riesige Anlage und den üppigen Dschungel war atemberaubend.
Es soll noch Tausende von nicht freigelegten Bauten haben, erst ein Bruchteil wurde erkundet und für Besucher zugänglich gemacht. Der Dschungel von Cobá behält also noch so manches Rätsel für sich.
Cenotes – die Untergrundseen
Nach der Erkundung der Maya-Ruinen haben wir hier noch den ultimativen Reisetipp zum Baden und Abkühlen in unterirdischen Seen. Unweit von Cobá befinden sich die drei Cenotes Choo-Ha, Tamcach-Ha und Multum-Ha. Du kannst ein Taxi nehmen oder ein Fahrrad mieten, was definitiv mehr Spaß macht.
Wir wählen Choo-Ha Cenote als Erstes aus. Auf einer rutschigen Treppe klettern wir in die unterirdische Höhle. Riesige Stalaktiten hängen von der Decke und tropfen in das Becken. Das Wasser ist kristallklar und das Schwimmen in der Kaverne ein einmaliges Erlebnis.
Die Cenote Tamcach-Ha ist nur etwa drei Minuten mit dem Fahrrad von Choo-Ha entfernt. Diese Höhle ist viel größer, tiefer und auch mit mehr Besuchern. Hier steigen wir eine rutschige Wendeltreppe hinab. Es gibt einen Sprungturm, mit Plattformen auf zehn Meter und fünf Meter Höhe. Bist du mutig genug für den Sprung runter ins kühle Nass?
Multum-Ha ist die tiefste Cenote, mit einem Loch im Höhlendach, so dass natürliches Licht einfällt. Das Badevergnügen ist somit nochmals ganz anders.
Praktische Tipps und Hinweise
Cobá liegt auf halber Strecke zwischen der Karibikstadt Tulum und der Kolonialstadt Valladolid, nur ca. 1 Kilometer von der Hauptstraße entfernt. Die Siedlung besteht aus einer übersichtlichen Anzahl Häuser. Es scheinen hier mehr streunende Hunde als Einwohner zu leben. Einige kleine Restaurants bieten wenig aufregende mexikanische Gerichte.
Die archäologische Stätte kannst du als Tagesausflug von Cancún, Playa del Carmen, Tulum oder Valladolid aus besuchen. Oder du übernachtest hier. Das Hotelito Sac-Bé ist eine familiär geführte Unterkunft mit einfachen, aber sauberen Zimmern. Die Hühner und der Hahn rund um das Gebäude sorgen dafür, dass du am nächsten Morgen wieder zeitig auf bist.
Das Hotel Kaab Cobá ist die Wahl für etwas höhere Ansprüche. Die Unterkunft liegt am Cobá-See, etwas abseits des Pueblos, aber immer noch in Gehdistanz zu den Ruinen. Die Zimmer gruppieren sich rund um einen Innenhof mit Garten und Pool.