An Yucatáns Nordküste am Golf von Mexiko
Hier kommt der ultimative Reisetipp für ein alternatives Reiseziel an der Nordküste von Yucatán: Dzilam de Bravo. Hier kannst du eine Bootstour unternehmen und erlebst ein unglaubliches Naturphänomen. Aus einer unterirdischen Quelle stößt mit hohem Druck Süßwasser ins Meer und bildet einen natürlichen Whirlpool. Das Baden in einer Cenote inmitten der Mangroven ist eine weiteres Highlight.
Wo liegt Dzilam de Bravo?
Das kleine Fischerdorf liegt am Golf von Mexiko, an der Nordküste der Yucatán Halbinsel. Die Anreise ist nicht ganz einfach und braucht viel Geduld. Die Gegend ist voller »topes«, die mexikanischen Boden- oder Bremsschwellen, bei denen man wirklich beinahe anhalten muss oder sonst weit durch die Luft fliegt. Wenn du selbst fährst, musst du ungemein auf der Hut sein, da diese Dinger plötzlich im Nirgendwo auftauchen können. Falls du in einem Bus reist, wünschen wir dir ein gut gefedertes Fahrzeug.
Die Anreise von Mérida erfolgt über die Provinzstädte Motul, Cansahcab, Dzidzantún und Dzilam González, das macht rund 110 km. Von Izamal steuerst du zuerst Temax an, dann geht es weiter über Dzilam González bis Dzilam de Bravo, mit einem Total von rund 56 km.
Anreise auf der Küstenstraße YUC 27
Die spannendste und schönste Route für Selbstfahrer ist jedoch die YUC 27. Diese startet in der Hafenstadt Progreso und führt über ca. 82 km entlang der nördlichen Küste Yucatáns. Dabei fährst du auf einer engen Landzunge, eingeklemmt zwischen dem Golf von Mexiko und einer surreal erscheinenden Mangroven-Landschaft. Nimm dir genügend Zeit, du wirst viele Wasservögel und mit großer Wahrscheinlichkeit auch Flamingos beobachten können.
Bootstour im Golf von Mexiko
Beim Restaurant »Fortin de Juan« sollten wir eigentlich am späteren Vormittag unsere Bootstour starten. Man würde meinen, der lokale Anbieter hätte somit ausreichend Zeit gehabt im Verlauf des Morgens alles vorzubereiten. Dem ist nicht so. Tourismus und Kundenservice haben hier an der mexikanischen Nordküste einen niedrigen Stellenwert. Doch vielleicht ist genau das der Reiz von Dzilam de Bravo, es ist abseits der ausgetretenen Touristenpfade und nicht überlaufen wie so manches andere Reiseziel in Yucatán. Wir nehmen es mit Humor, genehmigen uns einen cafecito und setzen uns am Strand nieder. Die Stimmung ist wunderschön.
Währenddessen räumt die Crew ihre Fischerutensilien aus dem Boot, wechselt den Motor aus, schleppt Kanister mit Benzin herbei und zwischendurch nehmen sie immer mal wieder einen Happen Frühstück. Irgendwann winkt uns ein junger Gehilfe herbei – es kann losgehen.
Natürlicher Whirlpool: Ojo de Agua Xbuya-Ha
Wir steigen an Board und fahren erst mal weit raus in den Golf von Mexiko. Das Wasser sei sehr seicht entlang der Küste, werden wir aufgeklärt, deshalb die zusätzliche Schlaufe. Unsere erste Anlaufstelle ist »Ojo de Agua« Xbuya Ha, also eine Süßwasserquelle namens Xbuya Ha. Das Wasser stammt aus einer unterirdischen Quelle, die unter dem Meeresgrund hindurch verläuft und etwa 100 m von der Küste entfernt mit hohem Druck von unten ins Meer gepresst wird. Durch das kraftvolle Einströmen entsteht mitten im Meer ein natürliches Sprudelbad.
Wir lassen uns vom Boot ins Meer fallen. Dann versuchen wir gegen die Strömung und die Strudel anzuschwimmen und dort runter zu tauchen – und scheitern ein ums andere Mal. Ein herrlicher Spaß. Wirklich faszinierend welche Kräfte hier aufeinandertreffen. Gemäß unserem Kapitän gibt die Quelle mehr als 3000 Liter Wasser pro Minute frei.
Nun gehen wir es ganz anders an und lassen die Sprudel unsere Körper massieren – Xbuya Ha ist wie ein natürlicher Whirlpool.
Mangroven-Landschaft
Wir lassen uns nun vom Boot an die Küste fahren. Auf einem Steg, der mehr fehlende als einsatzfähige Holzlatten hat, balancieren wir rüber aufs Festland.
Hier erstreckt sich eine weitläufige Mangroven-Landschaft. Die Pflanzen sind perfekt angepasst an Salzwasser, tropische Hitze und Gezeitenwechsel. Sie bilden einen wichtigen natürlicher Schutz zwischen Küste und Meer. Darüber hinaus gelten Mangroven als Paradies der Artenvielfalt. Ihre Wurzeln bieten Lebensraum für unzählige Fischarten, sowie Krebse und Garnelen.
Tierwelt bei Dzilam de Bravo
In der Umgebung von Dzilam de Bravo lebt eine Vielzahl von Vogelarten. In den sumpfigen Mangroven wimmelt es von Pelikanen, Kormoranen, Fregattvögel und Reiher. Mit etwas Glück bekommst du auch Flamingos zu sehen. Die beste Zeit um die rosaroten Vögel zu beobachten, ist der frühe Morgen. Wohl deshalb haben wir sie leider verpasst. Falls es dir gleich ergeht, solltest du das Naturschutzgebiet von Celestún besuchen, dort sind die Flamingo-Kolonien deutlich größer.
Elepeten Cenote
Der holzige Landesteg führt über den kurzen Strandabschnitten und dann mitten durch die Mangroven, bis zur kleinen Cenote Elepeten. Eine Cenote ist eine für Yucatán typische Süßwasserlagune. Es soll eine unterirdische Verbindung von der Cenote zur ins Meer sprudelnden Quelle Xbuya Ha geben.
Das Wasser ist erstaunlich blau und angenehm kühl. Wir genießen das erfrischende Bad in dieser einmaligen Umgebung. Mit einem Seil kannst du wie Tarzan über die Lagune schwingen und dich ins Wasser fallen lassen.
Essen im Fischerdorf
Nach diesem abenteuerlichen Bootsausflug kehren wir ins Fischerdorf Dzilam de Bravo zurück. Unsere Mägen sehnen sich nach etwas Leckerem zum krönenden Abschluss. Tatsächlich werden wir im Restaurant Sayachuleb »Fortin de Juan« nicht enttäuscht. Wir essen frische Fische und fantastische Meeresfrüchte. Das Restaurant ist einfach, aber wirklich lecker.
Doch wie ist das schon wieder mit dem Tourismus und Kundenservice hier in Dzilam de Bravo? Genau, Geduld muss man haben, so auch beim Essen und Trinken – Geduld!